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Brumm Brumm nach Prag

Es geht mal wieder zurück von Berlin nach Prag.

Diesmal habe ich mir, über das Internet (www.idos.cz), eine Verbindung mit einer slowakischen Busgesellschaft ausgesucht. Sie heißt Interbus. Entschuldigung, Interbus Expres. Der Bus fährt von Hamburg nach Kosice, über Berlin und Prag. Wieso manche Busse Express heißen, und genauso lange brauchen wie alle anderen, bleibt wahrscheinlich eine unerklärliche Marketingstrategie der Busfahrgesellschaften. Es gibt auf dieser Strecke nämlich einige Nennenswerte: die tschechische Studentagency, die tschechische Bohemian Lines, die Busline, die Euroline, die ungarische Orangeway und sicherlich viele weitere, bei denen ich allerdings bis heute nicht die Ehre hatte.

Schon der Besuch der Internetseite der INTERBUS KOSICE EXPRES Agentur verspricht eine interessante Fahrt. In der oberen linken Ecke kann man die Sprache seines Landes wählen..es gibt Deutsch, Englisch, Slowakisch und Französisch. Ich versuchte, die deutsche und dann die englische Version der Internetseite durch immer kraftvollere Mausklicke zu aktivieren, doch es bleibt aussichtslos. Sowohl die englisch, die französische als auch die deutsche Version der Webseite bleibt auf Slowakisch. Zum Glück verstehe ich durch mein Tschechisch etwas Slowakisch und stelle so fest, dass ein Onlinekauf zumindest nicht ohne weiteres zu tätigen ist und ich für den Kauf der Karten entweder nach Stuttgart oder nach München fahren müsste. Da man in allen Bussen auch die Fahrkarten direkt kaufen kann, fahre ich auf gut Glück um halb elf zum Zentralen Omnibusbahnhof ZOB in Berlin.

Zum Glück ist mein Bus diesmal der Einzige, der seinen Weg nach Prag bahnt. Sonntagabends sind es zeitweise zwei Studentagency Busse und Bohemian Lines Busse, die alle nach Prag wollte  und man sollte die übernächtigten Studentagency Stewardessen am besten auch erst gar nicht nach dem richtigen Bus fragen. Die einzige Information, die man nämlich um diese Uhrzeit bekommt, zumindest solange man auf Tschechisch fragt, ist, dass man falsch ist. Also zurück zu meinem wunderbaren Interbus Kosice Express. Der Busfahrer sitzt tatsächlich in der ersten Reihe und verkauft Fahrkarten. Für Studenten kostet die Karte 27 Euro, wobei sich die Busfahrpreise bei anderen Busgesellschaften von 24 bis 30 Euro staffeln, Sonderangeboten für 18 Euro gibt es meist von Bohemia Lines . Ein Spanier vor mir kauft zwei Karten für 54 Euro. Der Busfahrer, ein gemütlicher dicklicher mittelalter Mann, hat allerdings leider kein Kleingeld mehr und wühlt sich durch die tschechischen Kronen in seinem Geldbeutel, bis er auf 2 Cent trifft. Die lösen den entstandenen Stau im Buseingang allerdings nicht auf. Der andere Busfahrer, ein gemütlich dicklicher mittelalter Mann – wahrscheinlich schweißen gemeinsame Busfahrt zusammen- kommt zur Hilfe, hat aber leider auch nur noch ein 2 Euro Stück. Der Spanier wird auf die Station Prag vertröstet. Ich bestelle meine Karte lieber auf Tschechisch und bekomme auch tatsächlich meine 2 Euro Wechselgeld. Intelligenterweise habe ich natürlich meinen riesigen Wanderrucksack noch auf dem Rücken und versperre nun die gesamte Tür. Der Busfahrer ist aber sehr nett und nimmt mir den Rucksack vom Rücken um ihn unten zu verstauen. Hätte ich ihn in den Hauptraum mitgenommen, erfahre ich später, hätte ich einen Euro gespart und zudem nun meine Schokolade, die ich leider, zum Glück vorsorglich in den Rucksack getan habe, essen können. Dort wäre mein 80 Liter Rucksack wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen auf dem Gang liegen geblieben. Gespannt setzte ich mich in die dritte Reihe des Busses. Wahrend deutsche Busfahrer nämlich meist erstmal einen 30 minütigen Monolog über die Sauberkeitsregeln des Businnenraumes halten, sind osteuropäische Busfahrer vollkommen entspannt. Nachdem ich mir noch schnell einen weißen Kaffe aus dem Automaten hole, setze ich mich also in den recht bequemen Fahrsitz.

Im Radio läuft die Übertragung eines deutschen Fußballspiels und die Beiden fragen sich gegenseitig was den passiert, da anscheinend keiner der beiden Deutsch versteht. Doch dann fällt der Name ” Müller”. Da der Moderator wahrscheinlich von dem Spieler Müller begeistert ist, wird der Name gleich dreimal mit Enthusiasmus genannt. Allerdings jediglich, da dieser gerade im Ballbesitz ist. Währenddessen rufen die Busfahrer “Müller, Müller” und freuen sich über das nicht existente Tor. Zur Feier wird erstmal noch Kaffe bei der Dönerbude gekauft.  Als die Fahrt losgeht, gehen mit ihr auch Radio und Fernsehen an. Parallel laufen also ein Actionthriller mit Angelina Jolie sowie ein Radiosender mit slowakischen Volksliedern. Der zweite Busfahrer hat sich indes in der zweiten Reihe auf den Rücken gelegt und es hat den Anschein, als würde er in einem gemütlichen Sessel gerade einen Film schauen. Eine Passkontrolle bleibt bei der Fahrt über Nacht diesmal aus. Wahrend ich auf der Hinreise erstmal von tschechischen und später von deutschen Grenzbeamten in Sicherheitswesten aufs Gründlichste untersucht wurde, kann man nachts ohne längere Unterbrechung über die Grenze fahren. Letztendlich habe ich dann doch eine Runde geschlafen, die Beine quer über den Gang, wie die anderen 10 Mitreisenden und dann ist man, mitten in der Nacht, auch schon ratzfatz eingeschlafen. Eigentlich eine wunderbar bequeme Art zu fahren. Allerdings sollte man den Ausstieg nicht unterschätzen, denn es lässt sich recht schwer aussteigen wenn ein gesamtes Bein eingeschlafen und eine Hüfte verrenkt ist. Und diesmal stand der Bus in Prag auch nur für ein paar Minuten. Der Spanier ist gerade noch rechtzeitig aufgewacht und aus dem Bus gestolpert, sein Wechselgeld hatte er bis dahin auch schon wieder vergessen.

Das beste Preis-Leistungsverhältniss hat wohl der Touring Bohemia bzw. Euroline Business Class Bus, der nur 26 Euro kostet und extrem bequem und komfortabel ist. Falls es einem selber nicht sofort auffallen sollte, wird man bei der Abfahrt nocheinmal von einem Willkommensvideo über die genaue Größe des Fußraumes und der damit verbundenen Beinfreiheit informiert. Ganz nach Airline Vorbild wird danach auch über die Anschnalltechnik im Bus informiert. Nach Sicherheitswesten unter dem Stuhl, falls der Bus versehentlich ins Wasser fahren sollte, suche ich allerdings vergeblich. Das Beste am Bus ist, dass es” Internet on board” gibt. Also kann man sich die Zeit mit Youtube, Facebook oder eben mit Arbeit vertreiben. Oh und natürlich nicht zu vergessen, sind Getränke, Snack und die Zeitungsauswahl beim Eingang. Wahrend dem Busfahrt-Start vergewissert man sich also immer wieder, ob man nicht doch noch abhebt.

Die gelben großen Studentagency Busse waren früher billiger als die anderen Busgesellschaften, sind aber immer noch preisgüngstig und vor allem zahlreich. Sie bieten als Spezial ein warmes Getränk und es gibt eine Stewardess, die die ganze Reise koordiniert. Allerdings sind dies meist Studenten, die man zwischen 3 Uhr nachts und 12 Uhr morgens verständlicher Weise, da vollkommen gegen den studentischen Biorhythmus, am Besten nicht anspricht. Und ein Bus, der um 4 Uhr morgens in Prag ankommt ist absolut nicht zu empfehlen. Ich muss nämlich feststellen, dass weder Tram Metro noch Nacht-Metro um diese Uhrzeit fahren...

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