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Es fringt so schön…

Sex, Drugs, Rock & Roll, Waffen, öffentliche Verkehrsmittel und eine menschliche Jukebox, was braucht man mehr um Spaß zu haben? All das durfte ich während des 9. Fringe Festivals erleben.

Als ich das Programm sah wusste ich gar nicht wo ich zuerst hingehen sollte, da das Festival wirklich ein Marathon aus Theater, Musik und Kultur war. Aber bereits die erste Show hat mich vollkommen begeistert, war ja kaum anders zu erwarten bei einem Stück namens „Sex, Drugs, Rock & Roll“. Der Spaß fing schon an als wir in den Theatersaal gelassen wurden und uns einfach nur hinsetzen wollten.

An sich war es freie Platzwahl, also sollte man eigentlich nichts falsch machen können. Trotzdem kam dann innerhalb weniger Sekunden ein junger Mann mit einem Baseballschläger auf uns zu und schrie uns an, dass wir da nicht sitzen dürfen und hat uns auf andere Plätze verwiesen. Zum Glück ging es nicht nur uns so, sondern auch anderen Besuchern wurde gesagt wo sie sitzen sollten. Am Ende saßen wir dann auf Stühlen auf der Bühne und dann ging es auch schon los. Ein abgehalfterter Rockstar erklärte, dass er endlich mal clean sein und jetzt die Indianer des Amazonas retten wollte. Die Show bestand darin, dass verschiedene Charaktere immer wieder hin und her wechselten und ihre Geschichten erzählten. Wie der Titel schon erahnen lässt, ging es um Drogenkonsum, den Versuch Frauen abzuschleppen und die Verdorbenheit der Welt. Ebenso die Angst, dass wir alle von Maschinen kontrolliert wurden was stark an die Matrix- Trilogie erinnerte. Das Stück war zum einen lustig und ich hab noch nie so viele Schimpfwörter innerhalb so kurzer Zeit gehört. Insgesamt war es aber auch sehr gesellschaftskritisch und wirklich amüsant.

Was ich an am Fringe Festival noch so toll fand, waren die besonderen Theater die auf der Kleinseite verstreut waren. Der beste Ort war jedoch eine alte hussitische Kirche (Kostel sv. Jana Křtitele na Prádle), in der vor allem musikalische Darbietungen stattfanden. Dort durfte ich auch die großartige Gail Whitemore, a.k.a „The Human Juckbox“ bewundern. Zu Beginn wurde uns der Ablauf der Show erklärt. Jeder von uns konnte sich aus einem Liederbuch Songs aussuchen, die Gail Whitemore im Repertoire hat. Ich weiß nicht wie viele es waren, aber es gab alles von Pop, Rock, Oper, Musicals und sogar Punk. Ich war vollkommen erstaunt, dass im „Jukebox-Buch“ auch Lieder von den Ramones oder Bad Religion standen, da ich mir nicht vorstellen konnte wie die Dame auf einmal Punklieder trällern sollte. Natürlich wurde ich eines bessern belehrt, als die Show anfing und sich ein älterer Herr gleich „I wanna be Sedated“ von den Ramones wünschte. Und dann ging es richtig los, da Frau Whitemore in ihrem schwarzen Kleid anfing den Punksong mit voller Hingabe zu singen. Dabei hüpfte sie wild herum und machte Joey und Dee Dee Ramones wirklich Konkurrenz. Jeder Besucher durfte einfach Lieder rufen und die wurden dann auch gesungen. Von Lady Gaga, A-ha, , Madonna bis hin zu Queen war alles geboten. Der Höhepunkt der Show war meiner Meinung nach allerdings das Ende, jeder von uns hatte Zettel bekommen auf die man einige Lieder schreiben sollte. „The Human Jukebox“ machte daraus ein Medley und sang von allen Songs die ersten 20 Sekunden an und gleich im Anschluss kam das nächste Lied. Gail Whitemore hat während der Show auch immer kleine Anekdoten zu bestimmten Liedern erzählt und war wirklich unbeschreiblich gut, nicht jeder kann innerhalb von 5 Minuten zwischen Opernarien und Rocksongs wechseln.

Ich hab unter anderem auch noch „Bruce“ besucht, die Show eines holländischen Stand-up Comedians. Faszinierend wie gut er russische Kosmonauten und Wikinger nachmachen konnte. Lustig war auch noch die Produktion „Normally has been restored“ einer amerikanischen Gruppe. Das Stück spielte in einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die Angst haben die öffentlichen Verkehrsmittel von New York zu benutzen. Manche Geschichten waren sehr lustig, wie zum Beispiel die eines jungen Mannes der von einer Frau eine Abfuhr bekam und sich jetzt nicht mehr traut Zug zu fahren. Am Ende des Festivals hab ich dann noch „I love Guns“ gesehen, ein modernes und sehr abstraktes Stück über die Gefährlichkeit von Waffen.

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Bildnachweis:
Lisa Senger

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