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| | Nachtleben | 8.3.2008

"Tomorrow Erasmusparty!"

Nach all dem, was ich bisher aus Prag berichtet habe, werden sich die aufmerksamen Leser unter euch bestimmt schon einmal gefragt haben: „Dass sie in Prag studiert, das wissen wir jetzt. Doch wie ist es mit dem Erasmus-Leben, das man aus Filmen wie „Ein Jahr in Barcelona“ kennt?“ Party hier, Party da, wir nehmen alles mit, was wir kriegen, Hauptsache dabei gewesen.

Auf „nur“ zwei Erasmus-Partys bin ich bisher gewesen:

Die erste Party fand am dritten Tage der Orientierungswoche im Club Lávka statt. Eigentlich ein schöner Ort zum Tanzen und Kennen lernen: Stylisches Interieur, grandiose Lage mit Blick auf die Burg. Doch wozu die Frau am Ende der Tanzfläche, die sich lasziv um eine Stange zu räkeln scheint? Zur Begrüßung wurde zuerst jedem Gast ein Gratis-Cocktail gereicht. Ein jeder weiß, dass Alkohol den Kennenlernprozess beschleunigt und auch mit den Fremdsprachen klappt es irgendwie besser.

Die Atmosphäre ist seltsam: Die eine Hälfte steht etwas schüchtern in der Gegend herum, beobachtet die Leute, mit denen man die nächsten Monate verbringen wird und ist darum bemüht, potentielle, neue Freunde in Gespräche zu verwickeln und ja nicht verloren zu wirken.

Die andere Hälfte hat das Ziel des Abends schon im Voraus beim stundenlangen Styling klar definiert und stellt sich wild tanzend oder auch kokett lächelnd selbst zur Schau. Man trinkt, lacht, tanzt bis in die frühen Morgenstunden und fragt sich, ob es das ist, wovon beim Hören des Wortes „Erasmus“ alle geschwärmt haben? Ein wirklich störendes Moment des Abends waren die bereits erwähnten Gogo-Tänzerinnen. Junge Damen, die sich alle zehn Minuten in ein neues, immer knapperes Dress werfen, um uns im Leben eines Erasmus-Studenten willkommen zu heißen.

Die zweite Party fand am Mittwoch in der Hush Bar statt. Die Hush Bar ist zwar ein sehr gemütlicher Ort, an den ich mit Sicherheit noch einmal zurückkehren werde, für die Ausrichtung einer Erasmus-Party jedoch denkbar ungeeignet: Wenige Sitzplätze, eine kleine Theke, keine Tanzfläche. Ab elf Uhr wurde es immer voller und voller, sodass man kaum noch in der Lage war, das Bierglas anzusetzen ohne sich sämtliche Zähne auszuschlagen, weil man andauert angerempelt wird. Der Unterschied zur ersten Party: Man hat fast jeden schon gesehen, wird von jedem zweiten zur Begrüßung umarmt und hat eher das Gefühl, mit Freunden zu feiern. Da es nun, wie schon gesagt, aber viel zu eng war in der Hush Bar, hatten die meisten bereits um zwölf Uhr den Entschluss gefasst, an anderer Stelle weiterzufeiern. „Lasst und ins Mecca gehen!“ Gesagt, getan.

Doch wo und was ist das Mecca? „Der da vorne, der weiß es!“ Super jemand dabei zu haben, der sich auskennt. Man stelle sich eine Gruppe von etwa 30 Personen vor, die völlig überstürzt aus einer Bar heraus und einem betrunkenen Kerl hinterher läuft, der zumindest ungefähr weiß, in welche Himmelsrichtung wir fahren müssen. Nachdem es allen gelungen ist, sich in die Tram zu quetschen, stimmt irgendwer ein Lied mit dem grandiosen Text „We are the Party-Tram! We are the Party-Tram!“ an. Ein jeder grölt in seiner Heimatsprache mit, einige fangen an zu hüpfen. Wer schon einmal in einem Zug voller Fußballfans saß oder gar selbst zu einem unterwegs war, der weiß, wovon ich spreche.

Das Mecca ist angeblich einer der angesagtesten Clubs in Prag 7 – bunt, schrill, teuer und mit unzähligen Discokugeln geschmückt. Eine Stunde und zwei Trams nach dem Aufbruch aus der Hush Bar, sind wir da. Der erste Eindruck: Wo bin ich und was mache ich eigentlich hier? Für alle die, die nicht auf harte Technomusik und erneut wild tanzende Gogo-Girls steht, gibt es zum Glück eine zweite Ebene im Keller, auf der hauptsächlich recht gute Musik der 90er Jahre lief. Mit fortschreitender Zeit fliegen mehr und mehr Betrunkene auf einen drauf, man reißt sich diskret aus diversen Umarmungen los und es formen sich nach und nach Pärchen, von denen einige am nächsten Morgen aufwachen und sich fragen werden „Was macht der Typ dort neben mir im Bett?“. Erneut man tanzt und tanzt, singt, trinkt, springt und erkennt sich manchmal selbst nicht mehr wieder.

Der Freund einer Freundin aus Deutschland, der für ein paar Tage zu Besuch und auch mit auf der Party war meinte nur: „Wow, das muss man mal erlebt haben!“ Ja, das muss man mal erlebt haben.

Externer Link: www.mecca.czwww.mecca.cz

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