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Prag | Rubrik: Reise | 22.9.2010

Der Kleinseitner Brückenturm in Prag

Hunderttürmiges Prag - Teil 3

  • Kleinseitner Brückenturm bei Dunkelheit, im Hintergrund gelb angestrahlt: St. Niklas

Prag - Nach einem kurzen Spaziergang über die Karlsbrücke kommt man schon bei der nächsten Station an, dem Kleinseitner Brückenturm am linken Moldauufer.

Dieser ist gewissermaßen eine gespaltene Persönlichkeit, besteht er doch aus zwei unterschiedlichen Türmen, die über ein Tor mit Zinnen miteinander verbunden sind. Der kleinere und ältere der beiden war Teil der Judithbrücke, der ersten steinernen Brücke über die Moldau, und wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil errichtet.

Erste schriftliche Zeugnisse über ihn stammen aus dem Jahr 1249. Im 15. Jahrhundert diente er als Kerker, in den Jahren 1591 bis 1784 befand sich in ihm ein Zollamt, wofür ein Umbau im Renaissancestil erfolgte.

Im Keller können Ritzzeichnungen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts bestaunt werden, die menschliche Gestalten, Tiere und Waffen, einen achtzackigen Stern und mehrere Adelswappen darstellen. Darüber hinaus befindet sich dort spätromanisches Kalksteinrelief, das die Übergabe des Königsamts an Vladislav I. durch den römischen Kaiser Friedrich Barbarossa zeigt.

Nachdem die Judithbrücke 1342 von einem Hochwasser zerstört worden war, wurden im Jahr 1357 die Karlsbrücke und der Karlsbrückenturm erbaut. In diesem Zusammenhang begannen auch die Bauarbeiten am zweiten, höheren Turm auf der Kleinseite. Dieser wurde nach dem Vorbild des Karlsbrückenturms erbaut, jedoch erst rund hundert Jahre nach Baubeginn beendet, unter der Herrschaft Georgs von Poděbrad.

Er diente, wie der Altstädter Brückenturm auch, Verteidigungs- und Lagerungszwecken. Anders als dieser erhielt er aber trotz seiner Lage am Königsweg keine prachtvolle Verzierung. Lediglich die Wappen von Altstadt und Kleinseite zieren die Westfassade.

Im Kleinseitner Brückenturm selbst befindet sich eine Ausstellung zum Thema "Auf der Brücke über die Brücke". Diese informiert anhand von Schautafeln und Bildern über die Geschichte der Judith- und Karlsbrücke sowie über Hochwassertragödien durch die Jahrhunderte.

Für Fans von Sagen gibt es dort das angebliche Orginal-Schwert von Bruncvík. Der Legende nach hatte dieser böhmische Adelige, nach endlosen Reisen und Irrwegen, sich zuerst einen Löwen untertan gemacht und im Anschluss daran eine Prinzessin vor Zyklopen und Drachen gerettet, woraufhin er ein Schwert bekam, das ihn unsterblich machen sollte.

Nach all diesen Informationen sollte man sich nun zur Turmspitze aufmachen. Von dort hat man einerseits einen schönen Blick auf die Karlsbrücke, auch wenn man aufgrund der geringeren Höhe des Turmes im Gegensatz zum Karlsbrückenturm nur wenige Meter über dem Trubel steht. Viel eindrucksvoller als die Karlsbrücke ist jedoch hier der Ausblick auf die gleich um die Ecke gelegene St.-Nikolaus-Kirche und die Burg, welche sich in imposanter Größe vor einem aufthronen. (mk)

Autor: Monika Kindermann
Zuletzt aktualisiert: 18.3.2016
Weitere Infos: www.muzeumprahy.cz

Info

Malostranská mostecká věž (Kleinseitner Brückenturm)

Mostecká-Karlův Most
118 00
Praha 1
Region: Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
muzeum@muzeumprahy.cz
Tel: +420 607 050 434

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