Folgenden Satz gab uns in der ersten Woche einer unserer Professoren mit auf den Weg: "Tschechien - das ist mehr als 'nur' Prag." Er gab uns den Tipp, dass "Erasmus" mehr als nur studieren sein solle. Schön zu hören von einem Prof und daran konnte ich mich auch gerne mal halten!
Man solle Land und Leute kennen lernen und Tschechien habe so viel mehr zu bieten, als vielen Touristen bewusst zu sein scheint, denn ein Großteil des Tourismus des Landes beschränke sich nach wie vor auf die Hauptstadt. "Reist, reist, reist", forderte der Professor.
Gesagt, getan. Naja, ganz so einfach und schnell ging es dann doch nicht, denn auch Erasmus-Studenten haben mal etwas zu tun und sind nicht wirklich fünf Monate lang jeden Tag, jede Nacht nur am feiern, am rumreisen und das Leben genießen. Aber sobald die etwas stressigere Zeit des Semesters um war, ging es auf die große Low-Budget Böhmen-Reise, die seit der ersten Woche fest eingeplant war, aber dennoch nicht im Geringsten vorbereitet wurde.
Großes Organisationstalent braucht man aber nicht unbedingt, um auf so eine Reise zu gehen. Man hätte es ganz einfach haben können und mit einer der vielen extra für Erasmus-Studenten organisierten Reisen gehen können. Ein Programm wird ausgearbeitet, ein Bus gechartert, ganze Hostels im Voraus gebucht.
Wir entschieden uns dagegen, wollten uns nicht binden, uns einfach nur treiben lassen und hatten die Hoffnung, so auch mehr mit Tschechen in Kontakt zu kommen anstatt wieder nur in der Erasmus-Blase unterwegs zu sein. An einem Donnerstagmorgen Ende Mai trafen wir uns also frohen Mutes am Hauptbahnhof in Prag, buchten ein Gruppenticket nach Tábor und dann ging es los.
Die Gruppe bestand übrigens aus meiner Kommilitonin Ania aus Polen und Jo, einem Jura-Studenten aus Belgien, den wir zu Beginn des Semesters beim Erasmus-Uni-Volleyball kennengelernt hatten und von dem wir uns seitdem regelmäßig bekochen lassen. Geplant war nichts weiter als der erste Stopp auf der Reise, wir hatten noch zwei etwa Din-A-7 große Zettel im Gepäck, auf denen unsere Volleyball-Trainerin, eine der wenigen Tschechinnen, mit denen wir hier in Kontakt treten konnten, uns ein paar Tipps notiert hatte.