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Der Autor

Melina Maniura, Jahrgang 1995, studiert an der Karls-Universität Geschichte. An ihrer Heimatuniversität in Mannheim studiert sie Geschichte und BWL.

In ihrer Freizeit liest und kocht sie gerne und ist immer für einen Kaffee und ein Stück Karottenkuchen in einem der unzähligen Cafés in Prag zu haben.

Für prag aktuell ist sie seit Oktober 2017 als Redakteurin tätig und bloggt über ihren Alltag.

Bildnachweis:
Melina Maniura

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Unsichtbare Ausstellung im Neuen Rathaus

Begebt euch in völlige Dunkelheit - um euch die Augen öffnen zu lassen

Wie jeden Donnerstag traf ich mich mit einigen meiner Erasmus-Kommilitonen auf einen Kaffee im Café Neustadt. Und mal wieder schlug jemand vor, die Unsichtbare Ausstellung zu besuchen. Eine Unsichtbare Ausstellung? Naja, so ganz war ich nicht überzeugt, aber ich beschloss, mich einfach überraschen zu lassen.

Wir reservierten eine Tour per E-Mail – was ich jedem schwerstens empfehle. So könnt ihr sicher sein, dass ein Tourguide in eurer Sprache verfügbar ist und ihr nicht lange warten müsst.

Die erste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Die Ausstellung befindet sich im Neuen Rathaus - im selben Innenhof wie das Café Neustadt. Da mir nun ein guter Kaffee am Ende des Nachmittags winkte, ließ ich mich gerne auf die Ausstellung ein.

Bevor es losgeht, schließt man jegliche Dinge, die Licht produzieren, in einem Spint ein. Ich musste auch meine Brille ablegen – die brauchte ich bei dieser Ausstellung eh nicht.

Man betritt zuerst einen völlig dunklen Raum und sucht Halt an einer Wand. Hier hat man ein paar Minuten Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Nun gab uns die fast blinde Begleiterin ein paar Tipps, wie wir uns am besten verhalten sollten. Es war wichtig,immer eine Hand an der Wand entlangzuführen und den anderen Arm ausgestreckt vor sich zu halten, um Zusammenstöße zu vermeiden. Man kann die Ausstellung natürlich jederzeit verlassen, falls man Übelkeit oder Schwindel verspüren sollte. Und zugegebenermaßen hat man in den ersten fünf Minuten ein komisches Gefühl. Klar, jeder kennt es, wenn man vom Sonnenlicht in einen dunkleren Raum tritt und sich die Augen an die unterschiedlichen Lichtverhältnisse gewöhnen müssen. Aber das ist bei kompletter Dunkelheit anders. Ich habe immer wieder versucht, die Augen geschlossen zu halten um mich völlig auf meine anderen Sinne konzentrieren zu können. Dennoch bin ich nur mit offenen Augen durch die Ausstellung gelaufen. Irgendwie hat man wohl die Hoffnung doch ein bisschen was sehen zu können. Aber ich kann euch sagen: ihr werdet eine Stunde in kompletter Dunkelheit verbringen. Ich verrate nicht, was euch in den sieben Räumen erwartet, das müsst ihr schon selbst erfahren. Es ist aber definitiv überraschend, wie sehr sich die anderen Sinne in "den Vordergrund drängen". Selbst Gerüche, die man vorher kaum wahrgenommen hätte, erscheinen viel intensiver, sind beinahe unangenehm. Wir tasteten uns also durch die verschiedenen Räume und nahmen am Ende der Tour an einer Bar Platz und bestellten Getränke. Hier kamen wir auch ins Gespräch mit unserer Führerin, die uns ein wenig aus ihrem Alltag erzählte und wie sie ihn meistert. Das Bestellen der Getränke war der leichteste Teil des Barbesuchs. Das Trinken schon schwieriger und das Bezahlen der Rechnung auch noch in tschechischen Kronen ohne Hilfe unmöglich. Nach einer knappen Stunde, die mir wie 20 Minuten vorgekommen waren, verließen wir die völlige Dunkelheit. Ich war erleichtert wieder sehen zu können und mich nicht auf eine fremde Person verlassen zu müssen. Hier sieht man seinen Guide auch zum ersten Mal. Und tatsächlich habe ich mir anhand ihrer Stimme ein Bild von ihr in meinem Kopf vorgestellt - das so gar nicht der Wirklichkeit entsprach.

Im Anschluss kann man noch den "sichtbaren" Teil der Ausstellung besuchen. Hier hat man z.B. die Möglichkeit, blind "Mensch ärgere Dich nicht" zu spielen und die Uhrzeit von einer sprechenden Uhr abzuhören. Und wusstet ihr, dass es ein Gerät gibt, das sehbehinderten Menschen vorspricht, welche Straßenbahn gerade am Steig steht?

Mich hat die Ausstellung positiv überrascht. Klar, hat schon jeder im Alltag die Augen geschlossen um zu fühlen, wie es ist, blind zu sein. Aber die Chance, eine Stunde kompletter Dunkelheit "ausgeliefert" zu sein und zu erfahren was man dabei fühlt, bekommt man nicht jeden Tag. Man muss sich jedoch auf einen nicht ganz günstigen Eintrittspreis von 220 Kč pro Person (170 Kč für Studierende) einstellen. Zudem kostet eine nicht-tschechisch geführte Tour 50 Kč pro Person extra.

Solltet ihr einen Besuch planen, dann reserviert einige Tage vorher. Die Ausstellung erfährt großen Zuspruch und wurde deshalb auch schon mehrmals verlängert. Sie ist Teil einer Franchise, das ursprünglich in Budapest gestartet ist. Ihr habt noch bis Ende 2018 Zeit, euch in völlige Dunkelheit zu begeben und euch die Augen öffnen zu lassen.

Externer Link: www.neviditelna.czwww.neviditelna.cz
Bildnachweis:
Neviditelna.cz
Novoměstská radnice
Karlovo nám. 1/23
120 00
Praha 2
Tschechische Republik

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