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Der Autor

Philipp Strobel, Jahrgang 1986, studiert derzeit mit dem Austauschprogamm Erasmus an der Prager Karls-Universität Kunst- und Kulturgeschichte, einer seiner Schwerpunkte ist die Europäische Ethnologie.

Seine Heimatuniversität ist Augsburg, dort engagiert er sich politisch und spielt in seiner Freizeit Blasmusik.

Für prag aktuell ist er seit Oktober 2014 als Redakteur tätig. Geschichte ist seine große Leidenschaft, ebenso alles was mit Kultur zu tun hat und das Reisen, davon möchte er in seinem Blog berichten.

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Lidice

Tragödie eines Dorfes

Am vergangenen Freitag konnte ich bei ruhigem und teils sonnigem Winterwetter die Gedenkstätte des Dorfes Lidice besuchen. Das 1942 zerstörte Dorf liegt ca. 20 km nordwestlich von Prag und ist heute ein wichtiges Mahnmal gegen den Fanatismus, der während des Zweiten Weltkriegs geherrscht hat.

Ich fuhr mit dem Bus von Praha-Dejvická ab (29 Kč pro Richtung) und schon bald fand ich mich in Lidice wieder. Eine große Gedenkanlage aus kommunistischer Zeit ist schon von der Straße aus sichtbar. Reliefs zeigen die leidvollen Szenen, die sich abgespielt haben; auf der anderen Seite sind es Rückkehr und Neubeginn, die dargestellt werden. 1948 wurde Neu-Lidice gegründet und ist nur wenige hundert Meter nebem dem ursprünglichen Dorf angesiedelt.

Vom Monument her hat einen guten Blick in das Tal hinunter, wo sich einst Lidice befand.

In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1942 begann die Racheaktion für den Anschlag auf Reinhard Heydrich, den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Die Aktion war per Führerbefehl angeordnet worden.

Alle Männer Lidices über 15 Jahren wurden erschossen, die Frauen ins KZ Ravensbrück gebracht und kurze Zeit später die meisten Kinder nach Polen gebracht und vergast.

Gleichzeitig wurde das Dorf niedergebrannt und völlig eingeebnet. Nichts sollte mehr an diesen Ort erinnern, der vermeintlich mit den Attentätern in Verbindung stand. Nur durch einen Brief, durch keine anderen Beweise, wurde der Racheakt an dem böhmischen Dorf gerechtfertigt. Die Nazis standen unter Druck und wollten Schuldige präsentieren.

Im modern gestalteten Museum in Lidice wird sehr anschaulich das Leben in Lidice präsentiert und wie es zur Tragödie kam. Eindrucksvoll waren für mich die Bilder der getöteten Frauen und Männer und besonders die Briefe von einigen Kindern, die nach dem Abtransport noch an Verwandte geschrieben worden waren. Diese Nachrichten erhielten die Angehörigen aber erst nach dem Tod der Kinder.

Diese Briefe werden von Kinderstimmen vorgelesen und sind sehr anrührend.

Beim Ausgang befindet sich eine Filmprojektion, in der selbst Betroffene über ihr Schicksal reden. Es sind Überlebende, die entweder im KZ waren oder in deutsche Familien gebracht wurden, um "rückgedeutscht" zu werden.

Der Besuch von Lidice hat mich schwer beeindruckt.

Insbesondere auch die Statuengruppe aus Bronze "Die Kinder von Lidice" von Prof. Marie Uchytilová spricht Bände über das Leiden an diesem Ort. Die Bildhauerin konnte das Errichten ihres Werkes leider nicht mehr erleben, denn sie starb, wie ich finde sehr tragisch, am Vorabend des 17.11.1989.

Einen Besuch von Lidice kann ich nur weiterempfehlen, der Ort lädt zum Nachdenken ein und ist von Prag aus gut und schnell erreichbar.

Externer Link: Gedenkstätte Lidice (www.lidice-memorial.cz)Gedenkstätte Lidice (www.lidice-memorial.cz)
Bildnachweis:
P. Strobel

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