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| | Kultur | 2.6.2010

Neuinszenierung: Tristan und Isolde in der Staatsoper Prag

Keine Oper Richard Wagners fasziniert das Publikum mehr als die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde. Nahezu jedes namhafte Opernhaus hat sie auf dem Spielplan stehen. In der aktuellen Spielzeit wagte sich die Prager Staatsoper an eine Neuinszenierung, die im Mai ihre Premiere feierte.

Nun, was erwartet den geneigten Operngänger in der Stadt, die schon Wagner selbst begeisterte und dessen Phantasie anregte?

Zunächst sei soviel verraten, dass die Prager Oper eine solide, aber keineswegs spektakuläre Darbietung in ihr aktuelles Repertoire aufgenommen hat. Der Beobachter hatte beständig das Gefühl, hier hat jemand seine Hausaufgaben gemacht und beherrscht das Einmaleins der Oper. Die gesamte Darbietung hielt stets ein gutes Niveau, aber der Wunsch nach dem Besonderen blieb doch blieb unerfüllt.
 
So fügt sich auch das Bühnenbild nahtlos in diesen Eindruck. Auf eine Ausstattung wird grundlegend verzichtet, dafür führen Videoinstallationen durch die drei Aufzüge des Stücks. Die Videoprojektionen sind mit Bedacht gewählt und fangen tatsächlich alle bedeutenden Motive der romantischen Musikdichtung ein. Dass es nicht immer ein aufwendiges Bühnenbild sein muss, um die musikalische Stimmung zu unterstützen, zeigten vor allem die Videoprojektionen zum ersten und zweiten Aufzug. Dank der Effekte, die diese Technik ermöglicht, wird die Musik grafisch untermalt. Das Sehnsuchtsmotiv im ersten Part wird hervorragend durch die Eindrücke der Weiten des Meeres ergänzt. Ebenso überzeugend gestaltet das Team um Bühnenbilder Diego Siliano die berühmte Nachtszene des zweiten Aufzugs. Selten wurde die romantische Empfindsamkeit der beiden Liebenden durch ein Bühnenbild so schlicht und überzeugend dargestellt, wie in dieser Aufführung der Prager Staatsoper. Lediglich ein paar funkelnde Sterne lenken die gesamte Aufmerksamkeit auf die beiden Solisten und der musikalischen Verschmelzung der beiden Stimmen.

Aber was ist bei einem Wagnerabend schon wichtiger als die Musik? Wahrscheinlich nichts, sie bestimmt den Unterschied zwischen einer gelungenen und einer miserablen Inszenierung. Auch hier bleibt die Oper ihrer Leitlinie treu, nichts falsch zu machen, aber auch nichts zu riskieren. So war das Orchester in den ersten beiden Aufzügen kaum in der Lage, den stimmgewaltigen Solisten Parole zu bieten. Besonders das berühmte Sehnsuchtsmotiv blieb oft ungehört. Leider lebt eine Wagneroper von den einzelnen Motiven und wer alle hören wollte, musste schon sehr aufmerksam den Klängen aus dem Orchestergraben folgen. Im dritten Aufzug spielte das Ensemble wie scheinbar ausgewechselt und man wünschte sich, es hätte den ganzen Abend auf diesem Niveau gespielt. Zudem variierte das von Dirigent Jan Latham Koenig gewählte Tempo sehr unterschiedlich und ein wenig Ausgeglichenheit hätte nicht geschadet.

Einen guten Eindruck hinterließen besonders die Solisten, gehört doch Tristan und Isolde mit zu den größten Herausforderungen, die sich einem Sänger stellen. Elizabeth Connell als Isolde und Leonid Zakhozhaev als Tristan meisterten ihre Aufgabe mit Bravour und die Tristandarbietung des Solisten aus St. Petersburg begeisterte. Leonid Zakhozhaev gelang an diesem Abend  eine beachtenswerte Darstellung des Tristan. Etwas blass blieb Brangäne, gespielt von Amber Wagner, der es nicht gelang, das Mitgefühl auch auf der Bühne zu zeigen, das Brangäne für Isolde im Libretto empfindet. Im Gegensatz dazu gab sich Tomasz Konieczny als Kurwenal keine Blöße und das Publikum nahm ihm jederzeit die innige Verbindung zur Figur des Tristan ab. Auch mit Richard Wiegold als König Marke bewies der Regisseur eine gute Wahl.

Zwar wird die Neuinszenierung der Prager Oper wohl nie in die Reihen berühmter Tristaninszenierung wie die Bayreuther Version von Heiner Müller aufsteigen, aber trotz allem empfiehlt sich die Staatsoper – ganz in der Tradition des Neuen deutschen Theaters (NDT) – als eine Wagnerbühne und bot eine solide Vorstellung ohne Effekthascherei, die zwar auf einen gewissen Wagemut verzichtete, aber auch nicht enttäuschte. Für Opernliebhaber und Stadturlauber ist die Kombination Prag und Wagner in der Staatsoper durchaus zu empfehlen.

Bildnachweis:
Státní opera Praha

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