Prag - In Prag begann gestern die Hauptverhandlung gegen die heutige Ehefrau des früheren konservativen Premiers Petr Nečas (ODS). Die Hauptakteurin in der nach ihr benannten Bespitzelungs- und Korruptionsaffäre, Jana Nečasová, früher Nagyová, ist angeklagt wegen Amtsmissbauchs.
Ihr wird vorgeworfen, in ihrer Funktion als Büroleiterein des damaligen Premiers den Militärischen Geheimdienst (VZ) für private Zwecke missbraucht zu haben. Unter anderem soll sie die damalige Ehefrau ihres Chefs und jetzigen Mannes bespitzeln lassen haben.
Wie tschechische Medien berichten, wurde Nečasová zur Verhandlung vor dem Bezirksgericht für Prag 1 von ihrem Ehemann, Ex-Premier Petr Nečas, und ihrem Verteidiger Eduard Bruna begleitet. Vor Gericht erschienen auch die zwei ebenfalls angeklagten ehemaligen Chefs des Militärgeheimdienstes Milan Kovanda, Ondrej Páleník sowie ein weiterer Ex-Geheimdienstler.
Die zuständige Richterin Helena Králová vertagte die Verhandlung jedoch auf Mitte Januar. Grund dafür war die Forderung des Anwalts eines der Beschuldigten, dass das Verteidigungsministerium die Entbindung von der Schweigepflicht für die ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter ausweiten solle.
Der Prozess trifft auf starkes Interesse der Öffentlichkeit und der tschechischen Medien. Die in Prag erscheinende Tageszeitung Mladá fronta Dnes widmete dem Verfahren gestern ihre Titelseite und bezeichnete den Prozess in großen Lettern als "Prozess des Jahres". (nk)