Prag - Jan Wiener, einer der letzten Veteranen des tschechoslowakischen Bombergeschwaders der Royal Air Force (RAF), ist tot. Das berichtete das tschechische Fernsehen (Prag) am Donnerstag.

Der 90-Jährige starb am gestrigen Mittwoch nach langer Krankheit im Armeekrankenhaus Prag-Střešovice.

Wiener, 1920 als Sohn einer tschechisch-deutschen Familie in Hamburg geboren, wuchs nach der Rückkehr der Eltern in Prag auf. Als Jude während de deutschen Besetzung verfolgt, gelang ihm die Ausreise nach England, wo er sich als Freiwilliger den tschechoslowakischen Einheiten anschloss. Seine Mutter kam 1942 im Ghetto Theresienstadt ums Leben.

In den Jahren 1941 bis 1945 diente Wiener als Navigator bei der RAF und nahm an zahlreichen Luftgefechten teil. Wie andere Kriegsveteranen von der Westfront wurde er nach der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948 als angeblicher britischer Agent inhaftiert und zu mehreren Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Nach seiner Freilassung emigrierte er in den 60er Jahren in die USA, woher er erst 1989 wieder in die Heimat zurückkehrte. Neben seiner Tätigkeit als Dozent für tschechoslowakische und tschechische Geschichte war er nach er Wende unter anderem am Aufbau der demokratischen Sammelbewegung Občanské Forum (OF, "Bürgerforum") beteiligt.

2001 wurde Jan Wiener vom damaligen Staatspräsidenten Václav Havel mit einem staatlichen Verdienstpreis geehrt. Der tschechische Publizist Jan Urban, ein langjähriger Freund des Verstorbenen, bezeichnete ihn als "wunderbares Vorbild für junge Menschen, ein Beispiel von einem freien und ungebrochenen Geist, der sich für die Gerechtigkeit einsetzt". (gp)