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prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Panorama, Gesellschaft | 31.5.2016
Tschechien europäischer Top-Exporteur von Crystal Meth

Lissabon/Prag - Europäischer Drogenjahresbericht 2016: Erste Plätze, die wenig Anlass zur Freude geben, und erst Recht kein Grund für tschechische Politiker sind, auf europäischem Parkett mit Stolz geschwellter Brust aufzutreten.

Der heute veröffentlichte Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) schreibt Tschechien wieder Spitzenplätze zu, nämlich was den Marihuanakonsum von Jugendlichen angeht. Zudem benennt er das Land zudem als wichtigstes Herkunftsland für die synthetische Droge Crystal Meth.   

Tschechische Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren sind dem Bericht nach Rekordhalter hinsichtlich ihrer Erfahrung mit dem Konsum von Marihuana.

Wenigstens einmal pro Jahr haben demnach 42 Prozent das THC-haltige Rauschmittel konsumiert. Das sind drei Prozent mehr als gleichaltrige Franzosen und immerhin schon 15 Prozent mehr als die sich den dritten Platz teilenden Spanier und Holländer (27 Prozent). Frappierend auch der Vergleich zu gleichaltrigen Slowaken, von denen haben nur halb so viele Erfahrung mit Marihuana wie ihre tschechischen Nachbarn.

Während tschechische Jugendliche und junge Erwachsene in der Alterskategorie von 15 bis 34 Jahre mit 28 Prozent europäische Spitze sind, werden die Tschechen mit zunehmenden Alter von ihrem ersten Platz verdrängt. In der Kategorie 15 bis 64 Jahren liegt Tschechien nur noch an sechster Stelle.

Neuer gefährlicher Trend: "Slamming-Partys"

Besondere Aufmerksamkeit widmet der Bericht dem Thema Crystal Meth. Während das Rauschgift früher vor allem in kleinen Drogenküchen für den privaten Gebrauch oder den lokalen Schwarzmarkt hergestellt wurde, steigt in jüngster Zeit die Menge des hergestellten Crystals deutlich an, wobei den Vertrieb insbesondere nach Deutschland und Österreich dann organisierte kriminelle Banden übernehmen.

Klar wird Tschechien dabei als Drogenküche Europas benannt: Die "Produktion von Ephedrin und Pseudoephedrin hat ihren Schwerpunkt in der Tschechischen Republik", heißt es in dem Bericht. In letzter Zeit gebe es zudem "Anzeichen für eine Ausweitung der Produktion; dabei wurde über von Vietnamesen organisierte kriminelle Gruppen berichtet, die große Mengen dieser Droge sowohl für den heimischen Markt als auch für ausländische Märkte herstellen."

Zudem gebe es neue Anzeichen dafür, dass der Crystal-Konsum auf andere Länder und neue Bevölkerungsschichten übergreife. "Aus einigen europäischen Ländern wird nach wie vor ein neues Muster des Metamphetaminkonsums gemeldet, bei dem die Droge, oftmals zusammen mit anderen Stimulanzien, unter kleinen Gruppen von Männern, die Geschlechtsverkehr mit anderen Männern praktizieren, injiziert wird. Diese so genannten "Slamming-Partys" sind aufgrund der Kombination von risikoreichem Drogenkonsum und risikoreichem Sexualverhalten ein Grund zur Besorgnis", so der Drogenreport.

Europaweit ist nach Jahren des Rückgangs zudem erstmals wieder ein Anstieg beim Konsum der Tanz- und Partydroge MDMA zu verzeichnen, die landläufig als Ecstasy bekannt ist.

Aus tschechischer Sicht positiv ist ausnahmsweise ein Platz am unteren Tabellenende, den das Land belegt - bei der Zahl der Drogentoten. So gehört das Land mit 5,1 drogeninduzierten Todesfällen auf eine Million Einwohner zu den Ländern mit der niedrigsten relativen zahl der Drogentoten. Zum Vergleich: Spitzenreiter Estland kommt auf 126,8 Todesfälle, Deutschland auf 17, 6 Drogentote auf eine Million Einwohner. (nk)

Themen: Drogen, Drogenkonsum, Marihuana, Crystal Meth, EMCDDA-Jahresberichte

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