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Prag | Rubrik: Reise | 16.12.2009

Prager Top Ten: Vyšehrad

Von Mythen, alten Königen und speziellen Vibrationen

Prag - Wer einmal den Strapazen der Prager Innenstadt entfliehen möchte und Lust hat, zu entspannen oder einfach mal seine Seele baumeln lassen will, für den ist ein Besuch des Vyšehrads am südlichen Ende der Prager Neustadt fast schon ein Muss.

Einst war diese Anlage, die im 10. Jahrhundert errichtet wurde, neben dem Hradschin die zweite große Befestigungsanlage des mittelalterlichen Prags.

Sie war Sitz des Přemyslidenkönigs Vratislav II. und beherbergte das bedeutende Kollegiatkapitel St. Peter und Paul. Doch nachdem die Burg im Jahr 1911 geschliffen wurde, erinnert heute nur noch das massive Mauerwerk an das Ausmaß und die Funktion, welche der Vyšehrad einst hatte.

Auf den Spuren der Gründung Prags

Viel bedeutender als die tatsächliche Geschichte der Burg ist für die meisten Prager allerdings der Mythos um die sagenumwobene Libuše. So sprechen die Chroniken davon, dass sie einst auf den Fels lebte, wo später der Vyšehrad erbaut wurde. Libuše gilt als Urmutter der Tschechen, da sie mit ihren wahrsagerischen Fähigkeiten den einfachen Feldarbeiter Přemysl zum ersten Fürsten auserwählte und damit die erste böhmische Dynastie begründete. In einer zweiten großen Vision sah sie auch gleich den Ort voraus, von dem seine Herrschaft ausgehen sollte, eine glanzvolle Stadt, die eine große Zukunft haben sollte. Die Rede ist natürlich von Prag.

Der Stoff des Mythos überweilte die Jahrhunderte und wurde in vielerlei Weise weiterverarbeitet, so zum Beispiel von Bedřich Smětana, der Libuša gleich eine ganze Oper widmete. Auch heute ranken sich um die Gestalt der Libuše und des Vyšehrad eine Reihe von Geschichten, die nicht wenige Pilger dazu veranlassen, die Burgruine aufzusuchen, um den besonderen Geist zu finden, der diesen Ort umgibt. Dazu sind mitunter offenbar bestimmte halluzinogene Hilfsmittel nötig, wie die süßlichen Rauchschwaden, die hier und dort durch die Luft wabern, vermuten lassen.

Wer über einen der Wege den Burgberg erklommen hat, der wird jedenfalls mit einem Blick über die wunderschöne Parkanlage belohnt, die viele Wiesen und kleine Hügellandschaften zum Verweilen bietet, und so vor allem in der warmen Jahreszeit ein beliebtes Ausflugziel vieler Prager Familien, aber eben auch auch langhaariger Rastamänner auf der Suche nach den speziellen "Vibrations", die dem Vyšehrad dank seiner Geschichte spürbar zu eigen sein sollen.

Ein Prag-Panorama der besonderen Art

Aufgrund der erhöhten Lage entlang der Moldau bietet der Vyšehrad einen wunderschönen Ausblick über das Moldautal und die hügelige Landschaft, in die die Stadt eingebettet ist. Da die Burg deutlich südlicher als die anderen Erhebungen der Stadt liegt, bietet sie dem Besucher somit eine ganz besondere Perspektive. Die vielen Parkbänke laden dabei ein zu entspannen und das Treiben der Schiffe auf der Moldau aus der Vogelperspektive zu verfolgen. Ein beliebter Treffpunkt mit alternativem Flair ist im Sommer auch der Biergarten der Hospůdka Na Hradbách.

Obwohl der größte Teil der ursprünglichen Burganlage heute nicht mehr existiert, gibt es doch noch einige Gebäude und Einrichtungen, die man sich durchaus ansehen sollte.

Eines davon ist die schon erwähnte St.-Peter-und-Pauls-Kirche aus dem 11. Jh. Diese einst romanische Kirche erfuhr in Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Veränderungen. So hinterließen neben der Romanik, auch die Renaissance, das Barock und die Neo-Gotik des 19. Jahrhunderts ihre Spuren. Heute stehen in ihr die Steinsarkophage mehrerer Přemyslider Fürsten aus dem 11. Jahrhundert.

Noch interessanter dürfte für den Besucher allerdings der benachbarte Friedhof sein. In den 1870er Jahren gegründet, dient er bis heute den Tschechen als eine nationale Begräbnisstätte, die so ziemlich alle beherbergt, die einst Rang und Namen hatten. Wer aufmerksam zwischen den Gräbern geht, wird viele bekannte Persönlichkeiten wiederfinden: beispielsweise Antonin Dvořák, Karel Čapek, Božena Němcová, Karel Hynek Mácha, Alfons Mucha und Bedřich Smetana.

Wer nach diesem Ausflug noch genügend Energie hat, der kann die Anlage durch das nördliche Ziegeltor verlassen und entlang der Moldau Richtung Innenstadt laufen. Hier wird er neben vielen Anglern auch eine Reihe von netten Restaurants finden. Noch weiter nördlich, wenn man den Palacký-Platz kreuzt, stößt man auch auf das "Tanzende Haus" des Stararchitekten Frank O. Gehry. (sem/nk)

Autor: Sebastian Miksch
Zuletzt aktualisiert: 13.3.2016

Info

Bazilika svatého Petra a Pavla

Štulcova
120 00
Praha 2
Region: Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)

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