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| | Studium | 16.10.2008

Wie finde ich mich in Erasmus-Woche Nr. 1 zurecht

Willkommen in Prag! Der Stadt der Tausend Türme, des Nebels und des Biers. Wer jetzt schon hierher gefunden hat, darf sich freuen. Allen anderen: Viel Freude bei der Reise. Die erste Woche eines Erasmus-Studenten entpuppt sich als purer, organisierter Stress.

Nicht genug, dass man sich in einer neuen Umgebung befindet, mit einer solch’ merkwürdigen Sprache wie dem Tschechischen. Nein, auch an der Uni finden sich höchst dubiose und äußerst veraltete bürokratische Umstände. Hier ein paar Tipps, wie man diese meistert, des Anstehens Herr wird und sich zurecht findet.

So schön Parkbank-Romantik klingen mag, Prag empfiehlt sich dafür genauso wenig wie andere Millionenstädte. Zumal es weitaus besser Möglichkeiten für eine Unterkunft gibt. Entweder findet man von zu Hause aus ein Zimmer übers Internet (etwa www.expats.cz, www.spolubydlici.cz oder www.flatshare.cz) . Man kann sich auch um einen Wohnheimplatz bei der Karls-Universität bewerben. Die meisten internationalen Studenten werden im Kolej Hostivař im Bereich Prag 10 einquartiert. Für den ersten Abend muss man Bargeld bereithalten (bei mir waren es 5400 Kronen), um eine Monatsmiete und Kaution zu bezahlen. Tipp: Auch wer nur einige Tage bleibt, sollte sich dem System unterordnen. Ich habe mein Geld am Ende zurückbekommen.

Wer dort angekommen ist, wo er hin wollte, sei es Wohnheim, WG-Zimmer oder auch der etwas ungewöhnliche Palast mit drei Etagen und Silberbesteck, der orientiere sich zunächst. Auch wer über die erste Euphorie (oder auch Enttäuschung) in Prag das Essen vergisst, sollte sich vorbereiten. Denn es wird der Tag kommen (gewöhnlich zwischen Nr. 3 und Nr.8), an dem ihr Hunger bekommt. Also: Supermärkte ausfindig machen. Am besten mit einem kleinen Spaziergang verbinden und die Umgebung erkunden.

Wer sicher ist, in seinem Domizil zu bleiben, der sollte die Ausstattung überprüfen. Nicht jeder hat hier die gleichen Anforderungen. Dass ich nun mal nur mit Teekanne guter Laune bin, ist ein persönliches Ding. Also Teekanne gekauft, 68 Kronen. Töpfe? Pfannen? Zusammen anschaffen? Meist lohnt sich ein Besuch beim großen Möbelhaus, welches jährlich Millionen Hot Dogs verkauft und Filialen jeweils am Ende der Metrolinie B hat.

Gut geplant scheint zunächst die Orientierungswoche der Karls-Universität. Ich studiere an der Faculty of Social Sciences. Doch auch wenn man bei geprüften Sozialwissenschaftlern und deren Umgang mit Menschen doch ein gutes Gefühl haben sollte, so erwartet einen doch Unerwartetes. Woran man sich gewöhnen muss: Treu dem Britischen Motto „If you see a queue, join it! It might be something good“ verbringt man Zeit in Warteschlangen. Traubenzucker und Wasserflasche können einiges bewirken.

Es fängt an mit der ISIC – International Student Identification Card: Hier ist er, der wahre Schlüssel zu eurem Prager Studentendasein. Bis zu diesem Punkt habt ihr nahezu nicht existiert! Aber jetzt regnet’s Vergünstigungen und ungeahnte Möglichkeiten! Jede Fakultät händelt das Verteilen der ISI-Cards anders. Die Faculty of Social Sciences unterteilt in Gruppen, die begleitet von einem Studenten zum „Information and Advisory Centre“ in Celetná 13, 116 39 Praha 1 gebracht werden. Anachronismus Nr. 1: Wir bekommen eine Papp-Variante, zusätzlich zur elektronischen Karte. Bitte Kurse eintragen, falls das EDV-System versagt. Okay. Auf die elektronische Karte kommt ein Foto, das frisch geschossen wird im dunklen Kellergebäude. Bitte lächeln und nicht jammern, es warten noch 180 Studenten.

Dank der ISI-Card darf ich nun die Bibliothek nutzen, kopieren und drucken, den Computer-Raum belegen, in der Mensa essen (Anachronismus Nr. 2: Nur in Verbindung mit den rationierten Essensmarken, die man in Papierform ausgehändigt bekommt! Essen ist knapp!), eine Fahrkarte kaufen. Nein, nicht gleich loslegen. Eine ISI-Card ist erst am nächsten Tag einsatzbereit. Dann geht’s los zu einer großen Metro-Station, etwa Mustek oder I.P. Pavlova. Hier habe ich für 720 Kronen ein 3-Monats-Ticket für Metro, Tram und Bus erstanden. Auch hier gilt das Prinzip: Bitte anstellen, am Anfang des Monats ist’s voll.

Mit der ISI-Card erhält man ein Online-Passwort zur Kursanmeldung. Nach erster Registrierung auf https://ldap.cuni.cz/en/ kann man sich auch im Student Information System („SIS“) für Kurse anmelden. Die Seite http://is.cuni.cz/eng/studium/ bleibt etwa zwei Wochen geöffnet und man darf für diese Zeit wechseln soviel man lustig ist. Dann aber bitte entscheiden. Oder dem Zwang der 127 Credits unterordnen und alles belegen, was möglich ist.

Und wer Auslands-Bafög bei Vater Staat beantragt hat, der sollte noch vor Ablaufen der Frist nötige Unterlagen nachreichen. Bei mir waren es Mietkostennachweis, Immatrikulationsbescheinigung, beglaubigte Kopie des ausländischen Studentenausweises (ISIC) und das ausgefüllte „This is to certify…“-Dokument. Die Damen und Herren des International Office waren dabei sehr hilfreich. Das Prager Hauptpostamt ist nahe dem Wenzelsplatz, Straße „Jindřišská“. Bitte Marke ziehen am Eingang und dann: čekat. Warten, warten, warten. Und dabei die wunderschönen Wandmalereien bestaunen. Warten und Staunen. Meine erste Woche in Prag.

Bildnachweis:
Julia Kilian

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