Prag - Der tschechischen Hauptstadt hängt der Ruf an, eine Metropole des Autoklaus zu sein. In Wirklichkeit ist es mit den Autodiebstählen gar nicht so arg. Schließlich werden in Prag nicht nur Autos geklaut, sondern auch noch viele andere Dinge, und das wissen die Prager natürlich. Fahrräder zum Beispiel.
Einen besonders dreisten Fall von Fahrradklau, der selbst hartgesottenen Hauptstädtern die Sprache verschlägt, zeichnete eine Überwachungskamera im siebten Prager Stadtbezirk im Juli auf. Ein scheinbar sicher auf einem Balkon in der Straße Tovární abgestelltes Fahrrad hatte auf einen Dieb eine solche Anziehungskraft, dass er gegen fünf Uhr morgens kurzerhand zunächst eine Leiter stahl. Mit diesem Hilfsgerät ausgerüstet, überwand der Langfinger anschließend die etwa vier Meter bis zum Balkon spielend.
Behände zeigte sich der Mann auch beim Abstieg: "Sein akrobatisches Kunststückchen vollendete er, indem er sich das Rad einfach über die Schulter legte und mit ihm hinunter kletterte. Dort stieg er auf das entwendete Zweirad und fuhr davon", so der Sprecher der Prager Kriminalpolizei Tomáš Hulan.
Doch der Mann hatte Pech. Nicht nur, dass die Überwachungskamera seinen dreisten Diebstahl für das Auge des Gesetzes aufzeichnete, obendrein erkannte ein erfahrener Polizeibeamter in dem Kletterer einen "alten Bekannten" wieder - einen 36 Jahre alten Slowaken, der wegen ähnlicher Delikte bereits elf Mal vorbestraft ist.
An seiner Beute vom Balkon dürfte der Mann daher wenig Freude gehabt haben. Inzwischen wurde er zur Vernehmung geladen und auch offiziell des Diebstahls beschuldigt. (nk)