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| | Politik, Panorama | 13.12.2009

Was ich eigentlich sagen wollte

Über Tábor wollte ich schreiben. Über meinen Ausflug in die südböhmische Stadt letzten Samstag. Über das “Oh my God!” meiner südafrikanischen Mitbewohnerin als sie auf dem Weg dorthin zum ersten Mal Schnee sah. Seinen Höhepunkt hätte das Ganze erreicht in einer - ich hätte mein Bestes gegeben -  komödianten Schilderung des abstrusen Schauspiels zum Nikolausabend. Mitten auf dem Marktplatz wurde ein Kind in einen Käfig gesperrt umgeben von Engel und Teufel. Traditionen kann man nicht verstehen, man muss groß werden mit ihnen, so oder ähnlich hätte ich resümiert. Doch das alles scheint weit weg.

Inzwischen habe ich acht weitere Türchen meines Adventskalenders geöffnet. Krtek mit Tierfreunden auf einer Wiese. Am Mittwoch sah ich eine Faust-Inszenierung, die mir in Mark und Knochen ging. In einem allzu negativen Sinne. Außer dem Pakt eines Tänzers mit dem Bösen, mal Hitler, mal Stalin und ja, ich meine es gab auch Kindsmord hatte das nicht viel mit Faust zu tun. Ballett war schon schöner.

Mit den Weihnachtseinkäufen wollte ich beginnen, bin aber nicht dazu gekommen. Die Frohe Botschaft der letzten Woche: Die Komerční banka gibt Erasmus-Studenten im Zuge eines Accommodation Scholarships Geld. Sehr nett von denen. Gestern Morgen um halb neun ein entzückter Schrei meiner Mitbewohnerin “Oh my God it’s snowing!” Vielleicht werden es ja weiße Weihnachten. In fünf Kalendertürchen geht’s auch schon heim. Die selbst gebackenen Plätzchen, die meine Oma vor gut einer Woche mit Tannennadeln bedeckt schickte, sind längst aufgegessen. Es ist an der Zeit, heim zu fahren.

Am Freitag war ich in der Státní opera, um Madame Butterfly zu sehen. Ich bin kein Opernkenner. Doch es gefiel mir gut. Dank englischer Untertitel konnte ich der Handlung folgen. Geishas trällerten in einem Bambushaus auf der Bühne. Ein interessanter Kontrast zum prunkvollen Décor des Opernhauses. Auch im Publikum saßen Frauen mit traditionellen japanischen Kleidern. Ich war mit meiner tschechischen Tandempartnerin dort. Einmal mehr versuchte ich, ein paar Sätze in ihrer Muttersprache zu artikulieren. Von der hezké město erzählte ich, in der ich letzten Samstag gewesen war. Von dem Kind im Käfig, dem Engel und dem Teufel erzählte ich. Und von meiner Mitbewohnerin, die zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee sah.

Bildnachweis:
Katharina Brenner

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