Prag - Euro-Einführung auf Probe und ohne Sitz im Rat der Europäischen Zentralbank? Über das Rettungs-Szenario des IWF für die krisengeplagten osteuropäischen EU-Mitglieder berichtete gestern erstmals die Financial Times.

Prager Wirtschaftsexperten hielten eine solche Initiative durchaus für gangbar, jedoch nicht als Modell für Tschechien, wie eine aktuelle Umfrage des Wirtschaftsblattes E15 (Prag) ergibt.

Welche Länder die Autoren des IWF-Strategiepapiers im Sinn hatten, dafür hat Miroslav Singer, Vizegouverneur der Tschechischen Nationalbank, eine recht genaue Vermutung: "Ich glaube, dies ist an die baltischen Staaten adressiert und andere, deren Währungskurs seit Jahren fest an den Euro gebunden ist."

Der Vorstoß habe "seine Logik", jedoch hätten die Europäische Kommission und die EZB bislang "jeglichen Vorschlag zur Änderung der Aufnahmekriterien" stets abgelehnt, so Singer.

Ähnlich sieht man es auch im Prager Finanzministerium, bestätigt eine Sprecherin von Noch-Ressortchef Miroslav Kalousek.

Die Übernahme der europäischen Einheitswährung würde "verschuldeten Ländern wie Ungarn helfen", findet auch David Marek, Chefanalyst von Patria Finance, denn "die Tilgung von Schulden in fremden Währungen verteuert sich durch die Schwächung der eigenen Währung."

Er warnt jedoch davor, alle ostmitteleuropäischen Länder auf eine Stufe zu stellen; Pauschalurteile seien hier fehl am Platz. Das Szenario des IWF sei "kein Weg für Tschechien". ist sich der Patria-Finance-Experte sicher. (gp)