Prag - Aus Protest gegen die Ukraine-Politik Moskaus boykottiert das politische Tschechien am heutigen 9. Mai die traditionellen Feierlichkeiten der russischen Botschaft zum Ende des 2. Weltkriegs. Präsident und Regierung lassen sich jeweils von Beamten vertreten.
Dagegen nimmt Ex-Präsident Václav Klaus an der Feier teil, als Privatmann, wie tschechische Medien berichten.
Klaus hatte sich im Zusammenhang mit der aktuellen Ukraine-Krise wiederholt zu Wort gemeldet und dabei oft Positionen vertreten, die in den Medien als "moskautreu" gewertet wurden. Zuletzt hatte er EU und USA für die Eskalation der Lage in dem osteuropäischen Land verantwortlich gemacht.
Neben dem Konservativen Václav Klaus werden bei den Feierlichkeiten der russischen Botschaft noch mehrere Vertreter der tschechischen Kommunistischen Partei (KSČM) erwartet, darunter deren Vorsitzender Vojtěch Filip.
Anders als in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wird das Kriegsende in Tschechien nicht am 9., sondern bereits am 8. Mai gefeiert. Traditionell nehmen an den Gedenkfeiern der russischen Botschaft in Prag jährlich hochgestellte Vertreter von Staat und Gesellschaft teil.
In diesem Jahr beschränkte sich die offizielle Beteiligung auf die Gedenkfeier am Olschaner Friedhof zu Ehren 140.000 sowjetischen Soldaten, die bei der Befreiung der Tschechoslowakei gefallen waren. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Jan Hamáček, legte einen Kranz am Grabmal der Rotarmisten ab. (gp)