Noch in diesem Jahrhundert will die NASA Menschen zum Mars bringen und sicher wieder zur Erde zurückholen. Wann das genau sein wird, ist noch nicht bekannt. Während einige Medienvertreter von 2020 als Startdatum für die bemannte Mission sprechen, drücken sich andere mit 2050 als Abflugdatum vorsichtiger aus.
Diese Vision setzte Regisseur Ridley Scott filmerisch mit seinem neuesten Blockbuster "The Martian" um, dessen Hauptrolle Mark Watney vom altbekannten Matt Damon (bekannt aus den Kassenschlagern "The Bourne Identity" und "Good Will Hunting") verkörpert wird.
Es wirkt schon fast komisch, wenn man als Expat einem Charakter gegenüber gestellt wird, der sich ebenfalls in einer fremden Umgebung zurecht finden muss und mit allerlei Tricks zu überleben versucht. Dies war mein erster Gedanke. Denn das Leben als Expat kann genauso isoliert sein, wie auf der Insel eines Robinson Crusoe; und damit wären wir gleich beim zweiten Gedanken, der sich unweigerlich mit der Figur Mark Watneys verbindet. Er ist auf dem Mars gestrandet, allein und muss sich mit allerlei technischen Tricks und Gewieftheit irgendwie wieder am eigenen Schopfe aus der Sache herausziehen. Hinzu kommen die Einsamkeit und die Hoffnungslosigkeit. Mark Watney legt ein Videologbuch an, wahrscheinlich eher für sich selbst, als für jemanden, der diese Nachrichten je abrufen könnte.
Sollte der 1719 erschienene Roman von Daniel Defoe wirklich dem Film Pate gestanden haben, so müsste der Zuschauer im Laufe der Handlung einen Gefährten namens "Freitag" erwarten, der ihm aus der Einsamkeit heraushilft und tatsächlich findet Mark Watney etwas Ähnliches. Er findet die alte Pathfinder-Sonde, die 1996 auf dem roten Planeten gelandet ist, buddelt sie aus und lädt sie auf die Ladefläche seines Rovers, dazu auch der kleine süße "Mars-Sojourner". Die Geräte können zwar nicht einen Freund namens "Freitag" ersetzen, verfügen aber über eine Sende- und Empfangseinheit, womit es Mark Watney gelingt, wieder Kontakt mit der Erde aufzunehmen.
Die weitere Handlung des Films, kann jeder selbst nachlesen oder im Kino sehen. Interessant ist aber eher die Haltung Mark Watneys, der nach mehreren hundert Sols (ein Sol ist gleich ein ein Marstag) schließlich von seiner Crew gerettet wird. Mark verzweifelt nicht. Mark wird nicht depressiv. Mark begeht keinen Selbstmord, obwohl er guten Grund zu allen Verzweiflungstaten hätte. Und tatsächlich sieht es einige Zeit so aus, als wenn es Mark Watney richtig gut auf dem Mars ginge. Er hat sich ein kleines Treibhaus angelegt, in dem er Kartoffeln zieht, gewinnt über chemische Prozesse sauberes Wasser und da Luft und Wasser bekanntlich chemisch dasselbe sind, braucht er sich auch um den Sauerstoff keine Gedanken machen. Er holt den alten Laptop eines Crew-Mitglieds heraus, dessen Festplatte voller 70er Jahre-Songs überquillt. Er hasst zwar 70er Jahre Musik, doch die alten Songs von ABBA & Co helfen ihm, die Einsamkeit zu überbrücken und so wird der Abspann des Films mit dem Song von Gloria Gaynor "I Will Survive" von 1978 begleitet.
Landschaftlich hat der Regisseur die "Originalschauplätze" überzeugend darstellen können. Der Film wurde u. a. im jordanischen "Wadi Rum", einer Region, die ebenfalls von einem rötlichen Sandstein überzogen ist, gedreht. Der physikalische Prozess, der für die rötliche Färbung des Gesteins verantwortlich ist, dürfte ohnehin derselbe sein, wie auf dem Mars.
Die gesamte Rettungsaktion aber erinnert stark an Apollo 13, doch ist sie im Gegensatz zu Apollo 13 an vielen Stellen zu unrealistisch. Mark Watney schneidet sich im Vakuum des Weltalls ein Loch in den Handschuh, um die ausströmende Luft als Treibmittel zu benutzen. Die Crew des Mutterschiffs beschließt mit einer Bombe eine Luke zu sprengen, um mit dem ausströmenden Atmosphärendruck eine Vollbremsung im Schwerefeld des Mars´ hinzulegen. An dieser Stelle fühlten sich wohl einige Zuschauer an "Spaceballs´" Bremsspuren im Weltall erinnert. Die absolute Krönung dürfte aber der Flug in den Marsorbit mit einer Kapsel sein, die weder Fenster noch Druckluft hat; also eine Art Cabriolet für den Astronauten.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Film zwar interessante Ansätze geboten hat, leider jedoch in den Status des Popcorn-Kinos abgerutscht ist. Physikalische Gesetze sollte man auch im Universum einhalten, ansonsten kann man sich gleich das "kosmische Märchen" (George Lukas 1978!) "Star Wars" ansehen, wobei hier wenigstens eine interessantere Geschichte erzählt wird, als beim "Marsianer".
Fazit: Guter Ausgangsstoff, jedoch leider zu dünn aufgearbeitet.
Bewertung: Popcorn-Kino
Eintritt für Studenten (bis 25!) im Cinema City bei Andel betrug 139 Kronen (ca. 5,15 Euro).
Konstantin John Kowalewski, 29.11.2015
Artikel-Link: http://prag-aktuell.cz/blog/zum-kino-film-der-marsianer-29112015-13822