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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Politik | 31.7.2005

Mlýnec/Prag - Der gestrige Polizeieinsatz gegen die Technoparty CzechTek bei der westböhmischen Gemeinde Mlýnec nahe der deutschen Grenze endete blutig. Ärzte behandelten 82 Verletzte, darunter auch viele Polizisten.

In der Nacht zum Sonntag kam zudem einer der Teilnehmer der Party ums Leben, wie die Online-Ausgabe der tschechischen Tageszeitung Lidové noviny meldet. Allerdings hänge der Tod nicht unmittelbar mit dem Polizeieinsatz zusammen.

Nach Angaben von Ilona Týmlová von der westböhmischen Polizei wurde ein 22-Jähriger aus Kladno gegen 5.30 Uhr am Sonntagmorgen von einem Lkw getötet. Der Fahrer beging Fahrerflucht.

Der junge Mann war nach Erkenntnissen der Polizei mit dem Zug nach Plané gekommen und hatte sich dann zu Fuß auf der Landstraße in Richtung Technoparty aufgemacht.

Nach Informationen des Tschechischen Fernsehens (ČT) versammelten sich am Sonntag Nachmittag neuerlich Technofans in der Nähe der Gemeinde Pernovec, um dort die Veranstaltung fortzusetzen.

Die Polizei teilte mit, dass sie bei einem weiteren Versuch, CzechTek fortzusetzen, bereit sei, erneut einzugreifen. Gegner und Kritiker des Polizeieinsatzes hatten für 14 Uhr am Sonntag eine Demonstration vor dem Gebäude des Innenministeriums in Prag angekündigt, zu der sich mehrere Hundert überwiegend junge Demonstranten einfanden.

Die Demonstranten fordern unter anderem den Rücktritt von Innenminister František Bublan und Premier Jiří Paroubek. Für Montag kündigten sie eine weitere Protestkundgebung an.

Die Polizei hatte die Party erst beim zweiten Versuch kurz vor Mitternacht in der Nacht zum Sonntag auflösen können. Gegen 22 Uhr war sie zum zweiten mal an diesem Tag gegen die Teilnehmer vorgegangen und hatte das Gelände geräumt.

Bis zum Samstagmorgen hatten sich dort trotz polizeilicher Sperrung der Zufahrtswege einschließlich der Autobahn D5 etwa 5000 Technofans eingefunden, um Musik zu hören, zu tanzen und zu feiern.

Wiese ein Schlachtfeld, Autobahn gesperrt

Die Wiese bei Mlýnec gleicht nach dem gestrigen Polizeieinsatz einem Schlachtfeld. Die Polizei war am Samstag mit etwa 1000 Einsatzkräften unter massivem Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas gegen die Partyteilnehmer vorgerückt.

Die Musikanlagen, die von den Eigentümern zurückgelassen worden waren, waren am Morgen verschwunden. Das Gelände wird weiterhin von 1000 Polizisten und einem Polizeihubschrauber bewacht.

Während des Tages versammelten sich am Ort des gestrigen Einsatzes erneut etwa 100 Menschen, in der Umgebung parken weiterhin über 100 Autos von CzechTek-Besuchern.

In der Umgebung von Mlýnec verbrachten Hunderte Festivalteilnehmer die Nacht in Autos oder Zelten. Dutzende gehen entlang der umliegenden Straßen Richtung Bor, wo es einen Bahnhof gibt. Die Autobahn D5 in Richtung Rozvadov/Waidhaus bleibt vorerst gesperrt.

Innenminister Bublan: Eingreifen war unerlässlich

Die Polizei verteidigt dagegen ihr hartes Vorgehen gegen die Teilnehmer des Festivals CzechTek. Nach Aussagen des Direktors der Polizei Tachov, Jaromír Kníže, haben die Sicherheitskräfte nur die Interessen der Eigentümer der Grundstücke verteidigt, die an die Wiese angrenzen, die von den Veranstaltern gemietet worden war.

Hinter das Vorgehen der Polizei stellten sich auch Innenminister František Bublan und Premier Jiří Paroubek.

Minister Bublan sagte, es sei nicht möglich gewesen, abzuwarten, wie sich die Situation vor Orte entwickele. Bublan selbst lägen keine Informationen vor, dass der Einsatz von 1000 Polizisten gegen die 5000 Teilnehmer der größten tschechischen Technoparty unverhältnismäßig gewesen sei. „Selbstverständlich bedauere ich die Verletzten auf beiden Seiten, aber wie ich schon gesagt habe, der Einsatz war unerlässlich", so Bublan.

Das Vorgehen der Polizei hatte zuvor auch Premier Jiří Paroubek ausdrücklich begrüßt. (nk)

Themen: CzechTek 2005, František Bublan, Jiří Paroubek

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