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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Politik, Panorama, Kriminalität | 1.3.2006
Keine konkreten Hinweise auf käuflichen Kindersex in Sat.1-Reportage - Drehort zweifelhaft

Chomutov/Prag - Fast einen Monat untersuchten nordböhmische Kriminalbeamte die Fernsehaufnahmen der von Sat.1 Ende Januar gesendeten Reportage, die die Existenz von Kinderprostitution in Chomutov (Komotau) beweisen sollte.

Die Reportage sei von der Nichtregierungsorganisation Karo bestellt worden und enthält nach Meinung der Polizei keine konkreten Hinweise auf Kinderprostitution in Chomutov. Die Polizei habe den Fall daher schließlich zu den Akten gelegt. Dies berichtet die Tageszeitung Mladá fronta Dnes (Prag) in ihrer Online-Ausgabe.

"Die Aufnahmen sind für uns unbrauchbar, es ist auf ihnen nichts Konkretes. Das kleine Mädchen hebt zwar ihr T-Shirt, aber die Protagonisten sprechen nur über den Verkauf des Kindes, es fehlen die Beweise. Zudem scheint es, dass die Aufnahmen nicht aus Chomutov stammen, sondern aus der Slowakei," zitiert Mladá fronta Dnes die Sprecherin der nordböhmischen Polizei, Jarmila Hrubešová.

Die Polizei habe sich auch an die Organisation Karo gewandt, die immer wieder mit dem Problem der Kinderprostitution im tschechischen Grenzgebiet an die Öffentlichkeit gehe.

Polizei: Karo liefert keine konkreten und brauchbaren Informationen

"Diese Organisation bringt fast am Ende eines jeden Jahres mittels einflussreicher deutscher Medien schockierende Informationen über Kinderprostitution im tschechischen Grenzgebiet. Die Polizei hat allerdings von Karo nie konkrete und brauchbare Informationen bekommen. Obwohl sich die Polizei beider Länder mit den Informationen, die von der Organisation Karo in den Medien präsentiert worden sind, schon etliche Male im Verlauf der Jahre befasst hat, führte der Verdacht nie zur Aufdeckung von konkreten Fällen des Missbrauchs von Kindern", so Hrubešová.

Die Kriminalbeamten versichern dabei, dass sie das Problem der Kinderprostitution keineswegs auf die leichte Schulter nähmen. "Das Problem existiert sicherlich. Die Aufdeckung derartiger Fälle ist aber sehr schwierig und erfordert langfristige Arbeit, damit es der Polizei gelingt, in das Milieu vorzudringen, in denen es zu ihnen kommt. Die Gesellschaft Karo hat uns dabei nie geholfen, obwohl sie es gekonnt hätte, wenn sie mit uns zusammengearbeitet hätte. Meiner Meinung nach geht es ihr nur darum, mit Hilfe dieser Aufnahmen Gelder für ihre Tätigkeit zu bekommen“, urteilt der Chomutover Kripobeamte Jiří Kopeček.

Die Polizei schließe dabei gar nicht aus, dass es auch in Nordböhmen zur kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern komme. Im vergangenen Jahr sei beispielsweise ein Deutscher strafrechtlich belangt worden, der zwei Jungen im Alter von 12 und 14 Jahren missbraucht haben soll.

TV Nova: Polizei will ungeschnittenes Filmmaterial von Sat.1

Ebenfalls am 26. Februar berichtete auch der private tschechische Fernsehsender TV Nova in seinen Hauptabendnachrichten über den Stand der polizeilichen Ermittlungen. TV Nova hatte am 31. Januar als erstes in Tschechien über die Sat.1-Reportage berichtet und den Anstoß zu den Ermittlungen der Polizei gegeben.

Gemäß dem auf den Webseiten des Fernsehsenders archivierten Beitrag spricht für den Verdacht der Polizei, dass es sich bei den angeblich in Chomutov gedrehten Aufnahmen in Wirklichkeit um in der Slowakei aufgenommenes Material handele, die Tatsache, dass ein kleiner Junge an der Straße vor einer Plakatwand mit einem Werbeslogan in slowakischer Sprache stehe.

Dabei halte der Junge sich in der Umgebung des kleinen Mädchens auf, dass als „Růženka“ vorgestellt werde, laut Sat.1-Reportage sieben Jahre alt ist und im nordböhmischen Chomutov von seinen Familienangehörigen zum käuflichen Sex angeboten werde.

Laut TV Nova wolle die Polizei vor der endgültigen Entscheidung, den Fall zu den Akten zu legen, aber noch das ungeschnittene Filmmaterial von Sat.1 auswerten.

„Karo versucht immer, den Eindruck zu erwecken, als ob das Problem der Kinderprostitution in Nordböhmen ein großes Problem sei“, so die Sprecherin der nordböhmischen
Polizei, Jarmila Hrubešová, gegenüber TV Nova.

Gemäß dem Bericht von TV Nova weigert sich die Organisation Karo, Angaben zur Identität der in der Reportage gefilmten Personen zu machen, um die betroffenen Kinder zu schützen. (nk)

Themen: Kinderprostitution, Chomutov, Medien

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