Die Naherholungsgebiete in und um Prag herum sind herrlich. In wenigen Minuten bringen Bus oder Bahn einen in eine wilde, noch ursprüngliche, Landschaft. Anders als man es aus Hamburg oder Hannover kennt, kann man dann aber auch auf allerlei stechende Insekten, Greifvögel oder einheimische Giftschlangen treffen. Bei einer Recherche zu einem neuen Artikel sind wir von Nádraží Podbaba zur Dolní Šárka gelaufen. Unser Ziel war es, einen Wanderweg von Podbaba zu Divoká Šárka zu finden. Dabei gerieten wir vom ausgetretenen Pfad ab und versuchten uns durch einen kleinen, mittlerweile zugewachsenen Pfad in das Šárka-Tal "V Šáreckém údolí" zu schlagen, der übrigens sehr malerisch ist.
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Foto: Estormiz/Wikimedia Kreuzottern liegen gerne auf Felsen oder im Unterholz. Ideal in der Wilden Šárka. |
Als der Trampelpfad an einem Felsvorsprung endete, gingen wir zurück zum Hauptpfad. Wir mussten auf jeden Schritt achten. Alles war zugewachsen und hier und da lagen Schutt, Geröll auf dem Weg und es ragte der Schiefer aus dem Untergrund hervor. Um nicht umzuknicken oder abzurutschen war der Blick stets auf die Füsse gerichtet. Und das war gut so.
Plötzlich schlängelte sich zwischen zwei Felsen eine Kreuzotter, wohin ich gerade treten wollte. Als ich noch so bei dem Anblick dachte "Guck einer an. Hier gibt es sogar noch Kreuzottern." schoss es mir auch gleich durch den Kopf "Kreuzottern!" Nicht drauftreten und den nächsten Schritt möglichst weit entfernt von dem Tier setzen. Und mit dem nächsten Satz war ich auch schon einen weiteren Schritt entfernt. Als ich mich umsah, war das ovovivipare Reptil auch schon verschwunden. Das Stampfen meiner Füße muss es schnell vertrieben haben, denn Schlangen nehmen schon über lange Distanzen Schwingungen des Untergrunds wahr.
Es kann also in den "wilden" Naherholungsgebieten schnell mal zu unerwünschten Begegnungen kommen. Wie sollte man sich verhalten?
Grundsätzlich gilt beim Wandern:
- Schlangen nicht anfassen
- Fotos ja, aber aus der Ferne mit einem Teleobjektiv, um nicht das Tier zu stören
- nicht unnötig annähern
- den Kontakt meiden
- Beine und Füße bedecken (keine Sandalen/kurze Hosen)
- Ggf. sich auch mit Insektenschutz (zahlreiche Wespen, Hornissen) versorgen
- FSME-Impfung ist gerade in Tschechien angebracht und auch nicht teuer. Gegen Borreliose schützt sie nicht.
Kreuzottern sind giftig. Allerdings nicht so wie die Giftschlangen in Südostasien. Manche Experten meinen, dass das Gift nicht viel giftiger als das einer Wespe wäre. Und so unterschiedlich sehen auch die Reaktionen aus. Während manche Menschen (und auch Hunde) lediglich Schwellungen davontragen, erleiden andere einen anaphylaktischen Schock und wären beinahe gestorben, wenn keine medizinische Hilfe vor Ort gewesen wäre. Genau das ist das Problem. Wer beim Wandern also von einer Schlange gebissen wird, sollte sich ruhig verhalten und über das Handy entweder Hilfe holen oder von einem anderen Wanderer Hilfe holen lassen. Den Biss aufschneiden und aussaugen ist kein guter Rat und allenfalls für Wild West-Filme geeignet. Am besten ist es beim Anblick einer Kreuzotter nicht in Panik zu verfallen und nicht auf die vermeintliche Bedrohung zu treten oder zu schlagen. Einfach einen Schritt weiter und gut ist.
Prag, 29.09.2019
Konstantin John Kowalewski