Als Matěj letzte Woche von seinem Heimatbesuch in Tschechien zurückkam, hatte er mir eine ca. 20 cm große Lebkuchenfigur in Form eines Maulwurfs mitgebracht. Dieses putzige Tierchen, mit Namen Krteček- zu Deutsch Maulwürfchen – ist in Tschechien ein sehr gern gesehener Zeichentrickfilm für Kinder.
Doch wie mir scheint, erobert das Maulwürfchen nicht nur die Herzen der Kleinen, sondern es wird auch von vielen Erwachsenen geliebt, immerhin gibt es Krteček nicht nur als Lebkuchenköstlichkeit oder Stofftier für die Kleine zum Kuscheln, sondern auch als Sammelfigur zum in die Vitrine stellen. Die Tatsache, dass ich mich zum einen spontan in das süße Tierchen verliebt habe und der Maulwurf zum anderen in Prag und wohl auch im Rest des Landes sehr präsent und beliebt ist, hat mich dazu bewogen, mich genauer mit ihm zu beschäftigen.
Vater des kleinen Kerlchens ist der tschechische Trickzeichner und Illustrator Zdeněk Miler. Dieser bekam 1956 den Auftrag einen Erziehungsfilm für Kinder zu machen, war aber mit dem dazugehörigen Drehbuch nicht einverstanden. Inspiriert von Walt Disney, wollte Miler eine tierische Hautfigur. Die Idee, dafür einen Krtek (Maulwurf) heranzuziehen, kam ihm angeblich, als er bei Spazierengehen über einen Maulwurfshügel stolperte. Später sagte er jedoch: “Es hat lange Zeit gedauert, bis ich begriff, dass ich, wenn ich Krteček male, ich mich selber male.“
Wie dem auch immer sei, die Idee für Krteček war geboren und damit begann eine Erfolgsgeschichte. Gleich der erste Film mit dem Titel „Jak krtek ke kalhotkám přišel“ (“Wie Krteček seine Hose bekam“) gewann in Venedig einen silbernen Löwen. Insgesamt entstanden ca. 50 Kurzepisoden und Filme mit dem Maulwürfchen in der Hauptrolle. In diesen bekommt der kleine Kerl nicht nur seine Hosen, sondern macht Bekanntschaft mit dem Fernseher und dem Regenschirm, gräbt sich in den Zoo oder an den Strand und betätigt sich beispielsweise als Maler oder Chemiker.
Ziel der Filme ist es dabei immer, den Kindern eine Art Lektion zu erteilen, wie sie sich verhalten sollen. Um zu prüfen, ob diese bei den Knirpsen auch ankam, zog Miler seine Töchter als Testpublikum heran. Zunächst waren die Geschichten auch noch gesprochen, doch Miler wollte, dass Krteček von Dreikäsehochs in aller Welt verstanden werden kann, sodass die Abenteuer heute nur noch mit Musik untermalt sind. So kann man mit dem süßen Tierchen zwar leider kein Tschechisch lernen, dafür macht es aber ungeheueren Spaß Krteček bei seinen Erlebnissen zu begleiten. Letztendlich hat Miler mit seinem Maulwurf so großen Erfolg, dass die Sendungen nicht nur in Tschechien und der Slowakei zu sehen sind, sondern mittlerweile in 80 Ländern, darunter Indien und China, ausgestrahlt werden. In diesem Sinne sollten wir vielleicht alle mal wieder das Kind in uns entdecken und uns von Krteček verzaubern lassen.