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| | Reise | 10.3.2010

Von Pressburg über Pozsony nach Bratislava

Es war dunkel und kalt – wie immer. Nur diesmal war es mal nicht Abend, sondern 6:30 Uhr morgens. Zusammen mit all den anderen, mehr oder weniger freiwilligen, Frühaufstehern zwängte ich mich in die Metro. Ich war auf dem Weg zum Busbahnhof Florence, von wo aus ich in wenigen Minuten für sagenhaft günstige 14 Euro nach Bratislava aufgebrochen bin.

Kaum war ich in Florence angekommen, schon musste ich auch in einen der gelben Busse der Studentagency klettern und mich auf die vierstündige Reise machen. Gerade bekam ich noch mit, wie wir von Petra, unserer sehr zuvorkommenden Reisebegleitung begrüßt werden, lehnte das gratis Heißgetränk dankend ab, warf noch einen kurzen Blick auf den Monitor, auf dem irgendein drittklassiger englischer Film mit tschechischen Untertiteln lief, und schon fielen mir die Augen zu. Kurz vor Brno wachte ich wieder auf, aufgeschreckt durch das Handy meiner Sitznachbarin, einer Ungarin. Während sie wild gestikulierend telefonierte und ich mich freudig an meinen letzten Aufenthalt in Budapest erinnerte, entschwand ich wieder ins Reich der Träume. Kurz vor der Grenze zur Slowakei wurde ich dann erneut, diesmal von der Lautsprecherdurchsage Petras, wir sollen nun alle unsere Ausweispapiere bereithalten, geweckt. Sehr zu meinem Erstaunen stiegen nun zwei fesche Grenzkontrolleure in den Bus und ließen sich von allen die Pässe zeigen. Ich war ja immer der Meinung, dass nach dem Schengener Abkommen Kontrollen an der Grenze passé sind, aber scheinbar irre ich mich da. Oder die slowakische Polizei will der bayerischen Konkurrenz machen mit Kontrollschikane? Wer weiß. Nun hatte ich auch das Schlafdefizit, welches mir durch das frühe Aufstehen entstand, einigermaßen ausgeglichen und war voller Vorfreude auf Bratislava.

Kaum war ich dann in Pressburg angekommen, schon wurde ich stürmisch von meinem heutigen Fremdenführer, einem Kommilitonen aus München und gebürtigen Slowaken, in Empfang genommen. Gerade konnte ich noch durchsetzten, dass ich schnell auf die Toilette durfte, bevor wir uns auf den minutiös geplanten Weg durch Bratislava begaben und das günstige Tagesticket für 3,50€ wirklich ausnutzten, indem wir den ganzen Tag kreuz und quer durch die Stadt cruisten. Los ging es mit dem Trolleybus erst mal zum Grassalkovich Palace, wo der Präsident seinen Sitz hat. Nach einem kurzen Erinnerungsfoto ging es dann auch schon hoch zur Burg. Anstelle einer Besichtigung dieser, welche wegen Umbau geschlossen war, gab es erst mal ein sehr interessantes Referat über das kommunistische Plattenbauviertel Petržalka. Wen das nun verwundern mag, der warte mal ab, was mir an diesem Tag noch für Kuriositäten gezeigt wurde. Denn die Stadtbesichtigung stand unter dem Motto: das habsburgische, das sozialistische und das konsumorientierte Bratislava. Dementsprechend ging es nach der Besichtigung Petržalkas von oben auch mitten rein. Genauergesagt einmal quer mittendurch inklusive einem kurzen Stopp bei den zu Sowjetzeiten begonnenen, aber nie vollendeten U-Bahnschächten, die heute vor allem von Obdachlosen genutzt werden. Danach war dann auch ganz kurz Zeit für die mitgebrachte Brotzeit, denn da ich am Abend wieder nach Prag zurückkehren musste, lies der Besichtigungsplan leider keine Zeit für eine Mittagspause. Gestärkt durch ein Sandwich ging es dann weiter in die Altstadt. Vorbei an der Blauen Kirche und dem Schöner Naci, zum ehemaligen ungarischen Reichstag. Beim Bummel durch die Altstadt wurde mir dabei immer vor Augen geführt, wie multikulturell die Stadt einmal war. Überall kann man noch die alten dreisprachigen Aufschriften in Slowakisch, Ungarisch und Deutsch finden. Und auch heute scheint neben dem Slowakischen zumindest das Ungarisch noch sehr verbreitet zu sein. Fast in allen Kirchen, in denen wir waren, und das waren wirklich nicht wenige, gibt es Gottesdienste auf Ungarisch, die Buchläden haben ein großes Sortiment an Büchern auf Ungarisch und sogar sämtliche Bildungsinstitutionen kann man auf Ungarisch durchlaufen. Soviel also zum Sprachengesetz, dass die ungarischen Sprache in der Öffentlichkeit verbiete. Jaja, die Uninformiertheit deutscher Medien… Einen weiteren Stopp legten wir beim Hauptpostamt ein. So banal es sich anhören mag, aber das Innere dieser Institution ist wirklich ein Kleinod aus vergangenen Tagen und auf alle Fälle einen Abstecher wert. Leider darf man drinnen nicht fotografieren. Als kleine Entschädigung bekam ich aber eine gestempelte zwei Cent Briefmarke. Weiter ging es zum Gottwaldplatz. Dort gab’s dann schnell noch ein zweites Erinnerungsfoto auf einem der Pennergrills, wie mein Kommilitone die dutzend weißen und gelben Bänke auf dem Platz nennt, da sich dort bevorzug Obdachlose niederlassen, diese Sitzgelegenheiten aus reinem Metall aber im Sommer glühend heiß werden. Nach dem Rundfunkgebäude, was eine auf dem Kopf stehende Pyramide ist, gab es als kleines Zuckerl sogar noch einen außerplanmäßigen Abstecher in die Technische Universität. Dieser Halt kam mir sehr gelegen, war mir doch schon vor Stunden die Flüssigkeitsversorgung ausgegangen, und hatte mein Versuch, einen ungeplanten Stopp zwecks Wasserkauf zu machen, bisher kein Gehör gefunden. So ließ ich die kommunistischen Mosaiken unbeachtet und rannte freudig auf den Getränkeautomat zu. Dieser fraß jedoch ohne jegliche Gegenleistung meinen Euro und so musste ich weiter durstig von dannen ziehen. Doch dafür entschädigte mich die nächste Station unserer Reise. Es ging nun nämlich zum Heldenfriedhof. Mit einem kleinen Bus quer durch das Villenviertel schlängelten wir uns den Berg hinauf. Oben angekommen wurde ich erst mal mit einem herrlichen Blick über die Stadt belohnt. Nach etlichen von-Oben-Fotos genoss ich dann noch eine fachkundige Führung durch das Denkmal.

Das war dann auch der letzte Punkt auf unserer „Liste“. So langsam hing mir auch der Magen bei den Knien. Gut, dass wir uns nun zu unserem reservierten Tisch in einem ehemaligen Mauthäuschen aufmachten. Dort gab es dann ganz unslowakisch kein Haluschki und sehr zu meinem Bedauern auch keinen tatransky caj. Das nächste Mal dann. Dafür aber hervorragendes Hühnchen und bei einem angenehmen Gespräch ließen wir den Tag noch mal Revue passieren.

Nach einem zumindest für meine Kommilitonen romantischen Spaziergang durch das nächtliche Bratislava, da seine Freundin noch zu uns gestoßen war, ging es dann auch schon zurück zum Busbahnhof. Dort erwartete mich dann noch ein kleiner Schreck, da mein Rückfahrt erst in einer Woche stattfinden sollte, laut Ticket. Doch Gott sei dank buchte Petra, meine sehr nette Reisebegleitung, das dann telefonisch um, sodass ich doch noch nach Prag zurückkehren konnte an diesem Tag, wenn auch erst spät nachts.

An dieser Stelle möchte ich mich noch herzlich bei meinem Reiseführer bedanken, der mir wirklich einen unvergesslichen, wenn auch ab und an etwas stressigen Tag bereitet hat.

Bildnachweis:
Monika Kindermann

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