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| | Reise | 7.8.2008

Die Schatztruhe von Karl IV.

Ein Ausflug zur Burg Karlštejn
  • Burg Karlštejn

Steil ragen die Mauern Karlštejns auf dem Felsen empor, wenn man am Fuß des Berges steht. Und schnell wird einem klar, was Karl IV. im Jahr 1348 bewog, gerade hier eine Burg zu errichten, um in der Einöde, heute etwa 35 Minuten Fahrt von Prag entfernt, die Kronjuwelen und eine Sammlung heiliger Reliquien aufzubewahren. Und wie der Lauf der Geschichte gezeigt hat, lag Karl mit dieser Entscheidung sehr richtig, denn nur ein einziges Mal, nämlich im Laufe der Hussitenkriege, war es gelungen, die Burg zu stürmen. Jedoch kamen die Schweden nicht bis zum Schatz, sondern mussten sich bereits vorher geschlagen geben.

Es war ein heißer Sommertag Ende Juni, als wir uns aufmachten, die Burg zu erklimmen. An einem Parkplatz fernab der Anlange beginnend, führte uns ein steiler Weg vorbei an diversen Souvenirshops, gut gefüllt mit mittelalterlichen Schwertern und asiatischen Waffen, nach oben. Beinahe wäre ich der Versuchung erlegen und hätte mir so einen schmucken Kampfgegenstand gekauft. Dann habe ich aber doch davon abgesehen, da sich das Ding einfach nicht in meiner Tasche verstauen lassen wollte. Nach einem schier endlos scheinenden Aufstieg in der prallen Sonne waren wir dann auch endlich oben angekommen. Nach einem kurzen Abstecher zu den Toiletten die, sehr zur Enttäuschung Matějs, nicht dem mittelalterlichen Original entsprachen, machten wir uns auf, das Außenareal zu besichtigen, da dieses in der Führung nicht mit inbegriffen ist. Vorbei an zig anderen Touristen quetschten wir uns durch die engen Gässchen entlang der Außenmauer.

Von dort aus kann man nicht nur einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft genießen, sondern, wenn man mit etwas Glück einen Blick zwischen Mexikanern und Japanern hindurch erhaschen kann, auch auf die wunderschöne Burganlage nebst Garten.

Da das Burggefängnis leider wegen Bauarbeiten unzugänglich war und die Sonne erbarmungslos auf uns runterstrahlte, entschlossen wir uns, nun das Inner der Burg anzusehen. Neben dem Luxus von Studentenvergünstigungen hätte sogar die Möglichkeit bestanden, eine Führung auf Deutsch zu machen. Doch da diese erst in zwei Stunden stattgefunden hätte, wir den zugänglichen Rest der Burg aber schon erkundet hatten und die einzige Bank im Schatten von – sagen wir mal- etwas korpulenten Amerikanern besetzt war und diese nicht den Eindruck machten, als würden sie sich in nächster Zeit von dort wegbewegen, buchten wir eine Tour auf Englisch.

Binnen weniger Minuten ging es dann auch schon los und eine sympathische, aber sichtliche nervöse junge Dame führte uns in den Höflingshof und schloss hinter uns die Türe ab. Kaum hatte sie mit ihrem Vortrag begonnen und uns erklärt, dass fotografieren im Inneren von Karlštejn streng verboten sei, da pochte es heftig. Wie sich herausstellte, hatten einige Spanier den Beginn der Besichtigung nicht mitgekommen. Nachdem wir nun komplett waren, wurde uns anhand eines großen Modells gezeigt, wie die Burg nach ihrer Fertigstellung im 14. Jahrhundert aussah. Die heutige Ansicht verdankt sie nämlich Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert. Vorbei an einer riesigen Landkarte, die die Ausmaße des Böhmischen Königsreich zeigt und zumindest laut Faltplan auch an den Faksimiles der Gründungsurkunde der Karlsuniversität, die jedoch leider nicht zu sehen waren, ging es weiter in den Mannensaal. Dort sind vor allem so genannte Mannenschränke zu bestaunen, in denen früher die Ritter ihre Kleidung aufbewahrten und die im 15. Jahrhundert dann zu Aktenschränken umfunktioniert wurden.

Während sich Matěj noch über den schlechten Geruch in der Burg beschwerte, ging es über den Königssaal der Vorfahren weiter zum Festsaal. Beiden Räumen gemein ist ihre Ausstattung mit Porträts fiktiver oder wirklicher Vorfahren Karl IV. Diese Sammlung ist übrigens die größte Tschechiens. Im Audienzsaal war dann Karls Thronsessel zu besichtigen. Dieser stand vor einem Fenster, so dass das Gesicht des Herrschers im Dunkeln verborgen blieb, während die Sonne den Gästen oder Gesandten direkt in das ihrige strahlte. So konnte Karl jegliche Gefühlsregung gleich erkennen, seine Emotionen blieben den Besuchern jedoch verborgen. Im Kaiserlichen Privatgemach waren nicht nur Gegenstände aus Karls Privatbesitz, wie eine kleine Madonnenstatute zu sehen, sondern Matěj konnte auch endlich eine original mittelalterliche Toilette bestaunen.

Zum Ende der Führung kamen wir dann in das Schatzhaus der Burg. Dort ist nicht nur eine Kopie der böhmischen Krone mit ihren 2,36 kg, sowie 20 Perlen und 96, zum Teil sehr großen, Edelsteine zu sehen, was für mich das Highlight der Tour war, sondern auch diverse Reliquien. Hier findet sich beispielsweise ein Krokodilskopf, der lange für den Kopf eines Drachen gehalten wurde. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit die eigentliche Schatzkammer zu besuchen. Um diesen Raum zu besichtigen, muss man nämlich vorab reservieren, was sich auf alle Fälle lohnt, denn dort sind Wände und Decke mit Gold und Halbedelsteinen verziert und Glaslinsen eingearbeitet, um die Illusion eines Sternehimmels zu schaffen.

Somit war der Rundgang nach ca. 50 Minuten dann auch schon zu Ende und wir mussten uns wieder der erbarmungslosen Hitze draußen ergeben. Auf dem Abstieg machten wir dann noch Mittagespause in einem kleinen Restaurant, in dem ich auch endlich die Gelegenheit hatte, den von Matěj so viel gepriesenen tschechischen bramborový sálat zu probieren, von dem ich seither ein großer Fan bin.

Externer Link: www.hradkarlstejn.czwww.hradkarlstejn.cz
Hrad Karlštejn
267 18
Karlštejn
Mittelböhmen (Středočeský kraj)
Tschechische Republik
karlstejn@npu.cz
+420 311 681 617, 311 681 695

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