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| | Musik | 11.6.2010

Der sexiest Gitarrengott live

Slash war in der Stadt. Ok, wie ich feststellen musste, kennt so gut wie keiner in meinem Umfeld Slash. Das ist traurig und wirft so einige Fragen auf. Als erstes: mit wem hänge ich hier eigentlich rum? Zweitens: wie kann man in meinem Alter oder älter sein und Slash nicht kennen? Ich meine, was haben denn alle in den 1980er und Anfang der 1990er gemacht. Um das Verwirrspiel mal aufzulösen, und dem werten Leser zu sagen, was ihn in diesem Artikel erwartet: Slash war der Gitarrist von Guns N’ Roses. Und das wiederum war eine der erfolgreichsten Hard-Rock-Bands der Welt. Manch einem mögen Lieder wie „november rain“, „sweet child of mine“ oder „paradies city“ vielleicht was sagen. Mitte der 90er trennten sich dann die Wege der Musiker. Offiziell gibt es GNR zwar noch, jedoch nur noch mit Axel Rose. Und seien wir mal ehrlich, der ist inzwischen eine ganz traurige Gestalt. Doch wie dem auch immer sei, Slash und damit einer der besten Gitarristen der Welt war hier. Seit ich wusste, dass er hier eine Ging spielten würde, konnte ich nicht mehr schlafen. Seit ich denken kann und GNR hören, das ziemlich zeitgleich passiert sein dürfte, ärgere ich mich, dass ich es nie auf ein Konzert von ihnen geschafft habe. Also ich meine eins, als es sich noch um die echte Band gehandelt hat. Und nun kam Slash in die Stadt, so nah würde ich GNR vermutlich nie mehr kommen.

Und dann war endlich der Tag da. Ich war total unvorbereitet, da ich durch meine Arbeit für mein Stipendium abgelenkt war. Und da stand ich und hatte keinen blassen Schimmer, was ich anziehen sollte. Leider war die Fotoschnecke diesmal nicht im Land und konnte mir keine Stylingtipps geben. Gut, also ruhig bleiben und erst mal Slashs Soloalbum, was er heute Abend präsentieren wollte, anmachen und die Texte noch ein bisschen üben. Wie sich später herausstellen sollte, wäre das gar nicht nötig gewesen. Also immer noch das Kleiderproblem. Das Zipp-Kleid vom KISS-Konzert wollte ich nicht schon wieder anziehen. Und draußen war es so heiß, also musste was kurzes her.

Letztlich entschied ich mich dann für das Tubekleid. Verdammt kurz und ohne Träger – very rockig. Und dazu Ballerinas, das gab dem ganzen eine leicht unschuldige Note. Puh, dann war das schon mal geschafft. Jetzt nur noch Täschchen packen und dann los. Schließlich wollte ich in die erste Reihe. Kaum hatte ich dann das Haus verlassen, fing es an zu gießen, wie aus Eimern – und ich hatte natürlich keinen Regenschirm, wo sollte der in der Minitasche auch hin und keine Jacke, weil es waren ja 30 Grand.

So kam ich nass wie ein Pudel an der Tesla-Arena an. Dann kam auch noch eine SMS, dass meine Geleitung noch in einer Klausur sitzte und erst in einer Stunde kommen könne. Prime! Also watschelte ich alleine los, schauen, wo ich mir die Akkreditierung abholen konnte. Unterwegs wurde ich dann noch von 5 Typen angequatscht, ob ich denn auch zu dem Konzert ginge. Also wenn man so vor der Arena rumhängt, was soll man denn sonst machen? Ein kurzer Rock und Männer wissen nicht mehr wo oben und unten ist. Endlich war ich dann beim Akkreditierungseingang angekommen und hatte meine Karte abgeholt. Sehr zu meiner Freude nur stani, sodass meine Träume, Slash ganz nah zu sein binnen Sekunden zerbrachen.

Nun passierte ich die Sicherheitskontrollen, holte mir ein Bier und nahm meinen stani-Platz in Augenschein. Obwohl es eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn war, waren die Plätze an der Abzäunung schon alle besetzt. Freudig reihte ich mich also in zweiter Reihe ein und stellte fest, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte und ganz doll anstrengte, dann konnte ich sogar ein bisschen was von der Bühne sehen. Wow, echt cool. Noch hoffte ich, irgendeiner aus der ersten Reihe müsse vielleicht mal auf Toilette und das wäre meine Chance. Doch Pustekuchen. Und da ich mich noch lebhaft an die Zwischenfälle vom KISS-Konzert erinnerte, ließ ich es lieber bleiben, mich einfach in die Reihe zu quetschen.

Nach der Vorband tauchte dann auch meine Begleitung auf und auch ohne gute Sicht auf die Bühne konnte der Abend beginnen. Und das tat er auch. Sekunden später ging nämlich das Licht aus und Slash  kam standesgemäß mit Zylinder, Wallemähne und Brille auf die Bühne!!!!! Der nackte Wahnsinn. Ob des Anblicks, den er bot, durchtrainiert, tätowiert und innerhalb kurzer Zeit total verschwitzt, oder wegen der Musik? Ich kann es wahrlich nicht genau sagen. Nachdem ich dann erst mal eine gefühlte halbe Stunde nur geschrieen hatte, wollte ich meine Pflicht als gute Journalistin nachkommen und das Konzert für meine werten Leser dokumentieren. Doch kaum hatte ich die ersten Fotos gemacht, bekam ich einen Schlag ab. Erst dachte ich ja ein netter Fan, wie damals bei KISS. Doch dann wurde ich von einem Security-Typen angeschrieen, ich solle die Kamera wegpacken. Erst dachte ich ja, es sei, weil ich gefilmt hatte. Doch als sich das Spiel dann kurze Zeit später wiederholte und er mir wild schnaubend und super aggressiv zu verstehen gab, er schmeiße mich raus, wenn er mich noch mal mit der Kamera erwische, packte ich sie doch lieber mal weg. Nun begannen seine Kollegen, den fotografierenden Menschen mit Taschenlampen in die Kamera zu leuchten und gut zehn von ihnen wurden wie Schwerverbrecher aus der Menge abgeführt. Komischerweise durften die Menschen mit ihren Handys aber machen, was sie wollten. Da ich nach all den Mühen hierher zu kommen, nicht riskierten wollte, dass ich nun doch rausgeworfen werde, packte ich die Kamera endgültig weg. Der werte Leser möge mir verzeihen, dass es diesmal keine guten Fotos gibt.

Slash lieferte eine geile Show ab, aber was anderes war ja auch nicht zu erwarten. Er rockte wie blöd, lief ständig von einer Seite der Bühne auf die andere, und gab sich seinem Gitarrenspiel ganz und gar hin. Nur leider hat er kaum mit dem Publikum gesprochen. Außer zweimal „Hey“ und einmal „Ich spiel nun ein Lied, das ich 1991 (damals noch mit GNR und das ganz im Stadion Strahov) hier gespielt hab“, überlies er das Reden der Band, die ihn begleitete.

Die war auch nicht von schlechten Eltern, sowohl optisch als auch musikalisch. Schließlich spielte Slash an dem Abend nicht nur Songs von seinem Solo-Album, sondern querbeet alles durch, woran er jemals beteilig war. Sehr zu meiner Überraschung gehörten dazu auch vier GNR-Songs: night train, sweet child of mine, civil war und ganz am Ende paradiese city und das wo er doch kein gutes Haar an Axel Rose lässt. Aber ich fand es einfach nur geil. Also ich meine, ich geh ja schon immer ab ohne Ende, wenn im Vagon ein Guns N Roses Revival ist, aber nun die Songs live und zumindest mit einem echten GNR-Mitglied, der absolute Hammer. Unnötig zu sagen, dass die Mengen bei diesem Lieder auch tobte.

Um kurz nach zehn war das Spektakel dann vorbei und Slash mit Band verließ nach einer Zugabe, deren letzter Song paradiese city war, die Bühne. Wir schoben uns mit der Menge nach draußen, setzten uns erst mal, atmeten die feuchte, warme Luft ein, rauchten eine Zigarette und ließen das Konzert noch mal Revue passieren. Währenddessen bildete sich hinter uns eine lange Schlange „wahrer“ Fans, die vor der Arena ausharrte, bis Slash aus selbiger kam, um ihrem Idol noch mal ganz nahe zu sein.

Bildnachweis:
Monika Kindermann

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