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| | Studium | 1.8.2008

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Erfahrungen mit einem tschechischen Sprachpartner

Nun ist es ja bekanntlich am besten, wenn man eine Fremdsprache lernt, diese auch aktiv anzuwenden. Wenn man dafür aber nicht gleich in das entsprechende Land auswandern will oder kann, dann sind Sprachduos eine sehr nützliche Erfindung, um auch in heimischen Gefilden die Sprachkenntnisse zu verbessern. Ist es für Englisch oder Französisch sehr leicht, einen geeigneten Partner mit denselben Kenntnissen zu finden, man schaue beispielsweise auf www.sprachduo.de und wird von einer Flut von Sprachwilligen überrollt, so gestaltet es sich doch ziemlich schwierig, jemand für Tschechisch zu finden.

Ich hatte nun nicht nur das große Glück einen solchen Sprachpartner zu finden, sondern darüber hinaus auch einen sehr guten Freund, der mir hoffentlich auch nach seiner Rückkehr nach Prag noch lange erhalten bleiben wird. Da ich Matěj nun doch schon in dem einen oder anderen Blog erwähnt habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen und einmal über meine Erfahrung mit ihm als Sprachpartner berichten.

Es war Anfang November, als wir uns zum ersten Mal begegneten. An meiner Universität fand ein Internationaler Tag statt. Dort gibt es zu allen möglichen Austauschprogrammen Informationsveranstaltungen und viele Gastländer und auch Gastuniversitäten haben einen Infopoint in der Aula. An diesem kann man sich unverbindlich informieren und sich mit Studenten unterhalten, die entweder bereits die Welt erkundet haben oder gerade in München ihr Auslandsemester verbringen.

Ich stand also gerade am Infopoint von Tschechien und ließ mir von einem Erasmusstudenten die Vor- und -Nachteile eines Studiums an der Karlsuniversität in Prag im Vergleich zur Masaryk- Universität in Brünn erklären, als Matěj, ein Freund eben des Erasmusstudenten, plötzlich neben mir stand.

Eigentlich war er nur gekommen, um meinen Berater zum Essen in die Mensa abzuholen. Doch als er erfuhr, dass ich Tschechisch lernte, fragte er gleich nach, ob ich nicht Interesse an einer Sprachpartnerschaft hätte. Zögerlich sagte ich zu. Immerhin hatte ich zu diesem Zeitpunkt erst 4 Doppelstunden Tschechisch hinter mir und konnte mich mit Mühe und Not vorstellen. Da war ein Sprachduo wohl noch wenig sinnvoll- das erklärte ich ihm auch. Doch er gab nicht auf und schließlich tauschten wir Nummern aus. Matěj versprach, sich zu melden. Von wegen. Das ganze Semester hörte ich nichts von ihm und als ich die Nummer schon lange gelöscht und ihn als Idioten abgetan hatte, da bekam ich gegen Ende der Semesterferien (also Ende März!!) eine SMS.

„Ich hätte ja nun das ganze Semester Zeit gehabt, Tschechisch zu lernen und nun könne ich wohl genug für ein Sprachduo“. Zunächst war ich über diese Dreistigkeit wütend und wollte ihm nicht antworten. Doch Matěj ließ nicht locker. Als wir uns dann eines Tages zufällig in der Bücherei über den Weg liefen und er mich, trotz der Tatsache, dass wir uns nur einmal kurz vor 4 Monaten gesehen hatten, wiedererkannte, war ich überzeugt. Es musste wohl Schicksal sein. Also verabredeten wir uns für die erste Woche im Semester.

Man war ich aufgeregt. Panisch wiederholte ich eine Woche lang alles, was wir bisher in Tschechisch gelernt hatten. Ja und als es dann so weit war, war Matěj sichtlich enttäuscht. Denn nach ca. 5 Minuten hatte ich alle Sätze, die ich konnte, zum Besten gegeben und mein Repertoire war erschöpft. Darüber hinaus war ich noch nicht einmal in der Lage die einfachen Fragen, die er mir stellte, zu beantworten. Dieses Problem, wenn man es denn so nennen will, habe ich heute immer noch. Für mich ist es ziemlich schwierig, gesprochenes Tschechisch zu verstehen, wohingegen das Schriftliche mir kaum Probleme bereitet.

Doch zurück zu Matěj. Über die Peinlichkeit des „Ich vergöttere das Meer“ habe ich mich ja schon letztes Mal ausgelassen. Da saß ich nun bis auf die Knochen blamiert mit meinen quasi nicht vorhandenen Tschechischkenntnissen. Allerdings schien Matěj es nach dem ersten Schock nicht all zu schwer zu nehmen und schlug mir vor, ich solle einfach für das nächste Mal Vokabeln zu einem Themengebiet vorbereiten und wir würden dann darüber reden.

Gesagt- getan. Die folgende Woche verbrachten wir dann im Farbenrausch. Von bílá (weiß) und žlutá (gelb) über oranžová (orange), červená (rot), růžová (rosa), fialová (lila), von modrá (blau), zelená (grün) und hnědá (braun) bis šedá (grau) und černá (schwarz)- Znám barvy (ich kenne die Farben). In den nächsten Wochen plauderten wir dann über pečivo (Gebäck) und ovoce (Obst). Über rohlík (in etwas wie Semmeln nur in From von Hörnchen), houska (Semmel) und dort (Torte) hin zu jablko (Apfel), jahoda (Erdbeere) und malina (Himbeere). Weiter ging es dann mit Kleidungstücken. Tričko (T-Shirt), sukně (Rock), boty (Schuhe), džíni (Jeans), kalhoty (Hose), bunda (Jacke) und šaty (Kleid), schon war ich eingekleidet.

Matěj war von meinem Eifer beeindruckt, auch wenn ein Gespräch auf Tschechisch immer noch nicht möglich war. Matěj hat sich seitdem drauf verlegt, mein lebendes Wörterbuch zu sein und wir haben uns darauf geeinigt, dass wir deutsch sprechen, so hat er immerhin auch etwas vom Sprachduo und dass ich die Sachen, die ich denke schon auf Tschechisch ausdrücken zu können, sage. Matěj ist dabei ein sehr geduldiger Lehrer und ermutigt mich auch immer. Letztlich hat mir das die Angst vorm Sprachen genommen und ich habe schnell gemerkt, dass ich wirklich viel schon sagen kann.

Dank diesem Training habe ich mich dann auch getraut, allein in Prag Essen zu gehen und auf Tschechisch zu bestellen. Und, oh Wunder, es hat sogar geklappt und ich habe bekommen, was ich bestellt hatte! Neben diesem positiven Erlebnis war und ist auch es sehr förderlich, dass Matěj mir sämtliche SMS oder Emails ausschließlich auf Tschechisch schreibt. So hat sich mein Wortschatz, vor allem was Alltagsformulierungen und Vokabeln anbelangt, stark vergrößert. Bei jedem Treffen zückt er nun aber sein Handy und reibt mir meine Fehler der letzten SMS unter die Nase. Ganz schon gemein, aber er meint es nur gut und im Gegenzug darf ich ihn auch korrigieren, wenn er Fehler im Deutschen macht.

Schnell sind wir dann dazu übergegangen, uns nicht nur einmal die Woche zum Sprechen zu treffen, sondern auch andere Dinge zusammen zu unternehmen. Somit habe ich nicht nur mein Tschechisch verbessert, sondern einen sehr guten Freund gewonnen und durch ihn auch andere Tschechen kennen gelernt. Und ich habe die einmalige Gelegenheit, die tschechische Kultur aus erster Hand kennen zu lernen und habe auch schon so mach spannenden Einblick bekommen. Doch dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.

Bildnachweis:
Monika Kindermann

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