Mitte Mai weihte der Friedländer Pfarrer Pater Artur Ściana nach der Sonntagsmesse in der römisch-katholischen Kirche der Kreuzfindung bei sonnigem Frühlingswetter ein neues aus Holz gefertigtes Kreuz, das am Ende eines kleinen Waldes links neben dem ehemaligen alten Pilgerweg vom Friedländer Krankenhaus nach Schönwald steht, feierlich ein.
An der Feierlichkeit nahmen 20 Leute aus Friedland teil. Das Kreuz, das sich etwa 400 Meter vom Krankenhaus entfernt befindet, wurde an der gleichen Stelle errichtet, an der sich eine Kapelle befunden hatte, die in den siebziger Jahren abgerissen worden war. Grundriss der Kapelle war etwa drei Meter mal dreieinhalb Meter, und die Höhe betrug vier bis fünf Meter. Der hufeisenförmige Bau mit einem Dreiecksgiebel an der Vorderseite hatte ein giebelständiges, nach hinten gerolltes Dach und einen halbrunden Eingang in die Kapelle. Die Kapelle befand sich auf zwei Grundstücken. Das eine Grundstück mit der Nr. 3060/5 ist in Privatbesitz, das andere Grundstück mit der Nr. 1050 gehört der Kreis-Straßenverwaltung der Reichenberger Region.
Schönwald war ein deutsches Dorf, in dem im Jahr 1935 1037 Deutsche und drei Tschechen lebten. Im Jahr 2022 wurden in Schönwald 477 Einwohner registriert. Vergangenes Jahr standen dort 156 Häuser. Viele Jahre nach dem Abris entstand die Idee, ein Kreuz im Gedenken an die abgerissene historische Kapelle an jenem Ort zu errichten. Von der abgerissenen Kapelle und ihren Überresten ist heute nichts mehr zu sehen. Wann genau diese Kapelle, in der sich ein kleiner Altar und eine Heiligenstatue befanden, gebaut wurde, ist nicht bekannt. Die erste schriftliche Erwähnung der Kapelle stammt bereits aus dem Jahr 1843 und ist mit der Eintragung in die Karte des Gebäudekatasters verbunden.
Dann kam jedoch die schlimme Zeit des Kommunismus. Nicht nur die heiligen Kreuze und sakrale Denkmale an Wegesrändern wurden nach 1945 absichtlich beschädigt und liquidiert. Nichtmal diese historische Kapelle, eine interessante Besonderheit dieses Ortes, die ein Stück Geschichte gewesen war, entkam den damals regierenden Kommunisten. Auch sie wurde zum allmählichen Verfall verurteilt. In den siebziger Jahren wurde sie schließlich dem Erdboden gleichgemacht. Auch das neue Kreuz ist eine Erinnerung an die Geschichte dieses Ortes. Heute ahnt keiner mehr, dass da einst eine Kapelle stand.
Nichts – so der Wille der Kommunisten in den siebziger Jahren – sollte an die Kapelle erinnern, die ein beliebtes Ziel vieler christlicher Pilger gewesen war. Gemeinsames Unterwegssein zu heiligen Orten war für Gläubige früher ein besonderes Erlebnis. Heute zeugen nur noch wenige alte Fotografien von dieser Vergangenheit.