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Der Autor

Stanislav Beran ist freier Journalist und Korrespondent mit Schwerpunkt Geschichte und Kultur. 

Als Auslandskorrespondent berichtet er aus dem Isergebirge für verschiedene Zeitungen und Onlinemedien im deutschsprachigen Raum.

Er ist Dolmetscher und staatlich geprüfter Übersetzer für die deutsche Sprache, Herausgeber der Friedländer Zeitung und Heimatforscher.

Auch die Website https://friedlandinbohmen.jimdo.com, auf der man Informationen zur Vergangenheit und Gegenwart des Kreises Friedland in Böhmen und die vielseitige Geschichte des Landes unserer Ahnen finden kann, wurde von ihm erstellt.

Für den Blog auf Tschechien Online schreibt er seit April 2015.

Im Internet: friedlandinbohmen.jimdo.comfriedlandinbohmen.jimdo.com
Bildnachweis:
Stanislav Beran

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| | Panorama | 12.11.2021

Gräber aller sieben Friedhöfe in Gablonz an der Neiße digital erfasst

  • Gablonz: Dr. Karl-R. Fischer, Urnengrab
  • Friedhof Bad Schlag: Josef Brosche
  • Familien Zimmer und Matuschek
  • Familie Richard Linke

Meist erinnert kaum mehr etwas an die ursprünglichen Bewohner, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Sudetenland vertrieben wurden. Die alten deutschen Friedhöfe im Sudetenland sind Orte der Erinnerung. Die deutschen Gräber sind oft das letzte Zeichen, das uns an die deutsche Kultur und Vergangenheit erinnert. Viele Gräber sind verfallen, eine große Anzahl hatten aufgebrachte Tschechen gleich nach dem Krieg zerstört.

Auf dem offiziellen Portal der Stadt Gablonz an de Neiße findet man seit Neustem neben aktuellen Nachrichten über Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur auch Informationen, die die sieben Friedhöfe der Stadt Gablonz betreffen. Die neue Web-Applikation ermöglicht private Grabsuche von Familienangehörigen oder Bekannten. Die Informationen über die Grabdenkmale sind im Internet abrufbar. Insgesamt sind in der Applikation „Gablonzer Friedhofspläne“ mehr als 8300 Grabstellen auf den sieben Friedhöfen der Stadt registriert. Davon sind 3950 deutsche und tschechische Gräber und Gruften unterschiedlicher Größe und Stilart verpachtet.

Auf einem interaktiven Friedhofsplan wurden alle Grabstellen, Gruften und Aschenstreuwiesen, auf denen die Asche der Verstorbenen verstreut worden war, von den Friedhöfen in Gablonz, Bad Schlag, Reinowitz, Proschwitz, Seidenschwanz und Kukan detailliert dokumentiert.

Bad Schlag, Reinowitz, Proschwitz, Seidenschwanz und Kukan sind Stadtteile von Gablonz. Digital bearbeitet ist außerdem der Gablonzer Friedhof mit den Urnengräbern. Auch die freien Grabstellen sind mit dieser Applikation zu finden.

Registriert sind 1278 leere Gruften, 1070 Familiengräber, 1460 Reihengräber und 550 Urnengräber.

Die Internetseite hilft nicht nur den Vertriebenen und ihren Nachkommen bei der Suche nach verstorbenen Familienmitgliedern. Auch den Genealogen, die die Geschichte ihrer Familie erforschen wollen und die einen Stammbaum ihrer Familie erstellen möchten oder den Ort suchen, an dem ein Familienmitglied oder ein Bekannter begraben ist, wird hier geholfen. 

Wenn der gesuchte Name, ein Geburts- oder Todesjahr in das Suchfeld eingegeben wird, werden – falls das Grab noch existiert – Namen und der Bestattungsort aller Personen angezeigt, die mit den eingegebenen Informationen übereinstimmen.

Möglich ist auch, durch Eingabe des Namens des Grabpächters oder Mitpächters zu suchen. Oder man gibt die Grabnummer direkt ein. Wenn man auf die grafische Darstellung des Grabes klickt, werden alle Informationen angezeigt, zum Beispiel die Namen der Verstorbenen, die Abmessungen des Grabes oder der Gruft und in den meisten Fällen auch das Foto. Wer auf die Aschenstreuwiese klickt, dem wird eine Liste aller Verstorbenen angezeigt, deren Asche dort verstreut wurde. Ich bin gerne bereit, jedem bei seiner Suche nach den Verstorbenen zu helfen. Meine E-Mail stabera@web.de

Der neue historische Stadtfriedhof, der nach Plänen des Baumeisters und Architekten Johann Schwalm 1899 errichtet wurde, wurde auf einem großen Grundstück am nördlichen Rand des Stadtzentrums angelegt, um die zerstörten Gräber auf dem alten Friedhof in der Nähe des Zentrums zu ersetzen. Der Eingang besteht aus einem neoklassizistischen Eingangstor. In den angrenzenden Gebäuden sind die Friedhofskapelle und die Friedhofsverwaltung untergebracht.

Am Vormittag des 1. Juli 1899 wurde der Hauptfriedhof der Stadt in Anwesenheit des Bürgermeisters Adolf Posselt und des Architekten Johann Schwalm feierlich eröffnet und eingeweiht. Die erste Person, die auf dem neuen Friedhof am nächsten Tag beerdigt wurde, war die 17jährige Marie Bauer.

Die heutige Trauerhalle wurde damals als Leichenhalle genutzt. Vermutlich wurde sie in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch einen Anbau vergrößert und erhielt so ihren heutigen Grundriss. Die Buntglasfenster, die denen im Rathaus ähneln, stammen wahrscheinlich auch aus dieser Zeit.

Eine gute Nachricht kam 2013. Damals hatte die Stadt Gablonz eine Studie über die architektonische Restaurierung des Friedhofs in Auftrag gegeben. Der Blick auf die Ruinen der verfallenen Gräber war nicht schön. Niemand kümmerte sich um sie. Bei alten Gräbern ist das doppelt so schlimm. Die Gruften waren überwuchert von Unkraut und verwahrlost, aber sie waren Teil der Friedhofsmauer, und ihre Entfernung war unmöglich.

Ihre Instandsetzung ist jedoch angesichts der dekorativen Elemente und ihres historischen Wertes finanziell anspruchsvoll. Heute werden nur noch selten solche Gruften errichtet. Nach und nach wurde mit der Instandsetzung der bedeutenden Grabstellen begonnen. Die ersten renovierten Gruften gehören den ersten Bürgermeistern von Gablonz.

Die Gruft von Bürgermeister, Bezirksobmann und Ehrenbürger Adolf H. Posselt musste nur gereinigt und entmoost werden, die Gruft von Bürgermeister Josef Pfeiffer erforderte einen gründlicheren Eingriff. Der steinerne Engel, der die Gruft schmückt, war wie viele andere Gruften und Gräber von Vandalen beschädigt worden. Vandalen und Metalldiebe sind das häufigste Problem auf dem städtischen Friedhof.

Am meisten beschädigt scheinen die großen Gruften zu sein, die sich an den Friedhofsmauern befinden. Sie gehörten einst den bedeutenden und wohlhabenden Bürgern von Gablonz und waren eine Zierde des Friedhofs.

Der erste Friedhof in Gablonz befand sich seit 1669 unter dem Kirchenhügel, südlich der Sankt-Anna-Kirche und war von einer Steinmauer umgeben. Auf dem Friedhof befand sich auch eine kleine Friedhofskapelle. Die letzte Beerdigung fand hier am 13. Oktober 1809 statt. Das war drei Tage nach der Einweihung des zweiten Friedhofs, der an der Stelle der heutigen Herz-Jesu-Kirche angelegt wurde. Auf dem Alten Friedhof ruhten die Verstorbenen bis 1860. Danach wurden sie wegen des Baus der Straße nach Liebenau auf den neuen Friedhof umgebettet.

Da auch dieser Friedhof für die ständig wachsende Stadt nicht ausreichte, legte sie zwischen 1898 und 1899 einen dritten Friedhof an, auf dem am 2. Juli 1899 – siehe oben – die erste Beerdigung stattfand und der noch heute genutzt wird. Der großzügige Plan war bereits um 1880 entworfen worden, aber die Umsetzung verzögerte sich wegen der Kosten um Jahre. Allein für das Grundstück zahlte das Rathaus fast 12 000 Gulden, für den Bau des Friedhofs wurden weitere 42 000 Gulden bezahlt.

Mit der Vertreibung der Sudetendeutschen in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre verließ fast die gesamte deutsche Bevölkerung die Stadt Gablonz. Seit dieser Zeit sind die meisten der Gräber in einem schlechten Zustand, weil sie niemand mehr pflegte. 
                                                                                                                                                   

Bildnachweis:
Quelle der Fotos: Stadt Gablonz

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